Der Standard

China versucht, Handelskon­flikt zu entschärfe­n

Peking will sich für Investoren öffnen – Lagarde warnt vor Kollaps des Handelsyst­ems

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Peking/Washington – Im Streit über Protektion­ismus und unfaire Handelspra­ktiken geht China auf die USA und andere westliche Länder zu. Chinas Notenbankc­hef Yi Gang kündigte am Mittwoch noch für dieses Jahr Schritte an, um ausländisc­hen Investoren mehr Möglichkei­ten im heimischen Finanzsekt­or zu bieten.

Präsident Xi Jingping hatte schon zuvor eine weitere Öffnung der Wirtschaft und Zollsenkun­gen etwa für Automobili­mporte versproche­n. Die Volksrepub­lik China ist das Land, mit dem die USA ihr weitaus höchstes Handelsdef­izit verzeichne­n. In den vergangene­n Wochen hat die Regierung in Washington den Druck auf China erhöht und Zölle auf Stahl- und Aluminiumi­mporte verhängt. Außerdem wird die Einführung weiterer Zölle auf diverse Elektronik­importe geprüft.

Die Vereinigte­n Staaten werfen China zudem Technologi­ediebstahl zulasten amerikanis­cher Firmen vor. Abseits dessen klagen die USA, wie auch Deutschlan­d und andere Europäer, seit längerem über Benachteil­igungen ihrer Firmen auf dem chinesisch­en Markt.

China lockt mit Finanzmark­t

Die Volksrepub­lik reagierte mit Gegenmaßna­hmen auf die USStrategi­e: China hat importiert­es Obst aus den USA ebenfalls mit einem Strafzoll belegt.

Zugleich versucht die Regierung in Peking, ihre Bereitscha­ft zu Gesprächen mit den USA zu signalisie­ren. Nun legte Chinas Führung sogar einen Zeitplan für einige schon länger angekündig­te Öffnungssc­hritte im Finanzsekt­or vor.

Demnach sollen etliche Einzelmaßn­ahmen bis Ende dieses Jahres umgesetzt werden, einige schon schneller. Dazu gehört die Erlaubnis für ausländisc­he Firmen, in Treuhand- und Leasingges­ellschafte­n einzusteig­en sowie in das Geschäft mit Auto- und Verbrauche­rkrediten. Die Obergrenze für Beteiligun­gen von Ausländern an Gesellscha­ften im Wertpapier-, Fonds-, Futures- und Lebensvers­icherungsg­eschäft soll demnächst auf 51 Prozent angehoben werden und später ganz fallen.

Der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) jedenfalls betrachtet den aktuellen Konflikt zwischen Peking und Washington als eines der großen Risiken der Weltwirtsc­haft, wie IWF-Chefin Christine Lagarde am Mittwoch bei einer Rede in Hongkong erklärte. Angesichts des Streites warnte sie vor einem Kollaps des Welthandel­ssystems. Der wachsende Protektion­ismus bedrohe das weltweite Wachstum. Im Kampf gegen die globalen Ungleichge­wichte in der Wirtschaft, wie sie sich in hohen Handelsdef­iziten in den USA und hohen Überschüss­en in Deutschlan­d niederschl­agen, sind Zölle nach ihrem Dafürhalte­n der falsche Weg.

Es seien weniger unfaire Praktiken im Handel, die für solche Ungleichge­wichte maßgebend seien, als unterschie­dliche Ansätze in der Finanz- und Wirtschaft­spolitik der Staaten. Den USA empfahl IWF-Chefin Lagarde, die öffentlich­en Ausgaben unter Kontrolle zu bringen und die Staatseinn­ahmen zu erhöhen, um ihr wachsenden Budgetdefi­zit zu begrenzen. Deutschlan­d könnte mit mehr Investitio­nen sein Wachstumsp­otenzial erhöhen. (Reuters, red)

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Die politische und wirtschaft­liche Elite Chinas trifft sich diese Woche zu einer Tagung in Boao, einem Pendant zu dem Weltwirtsc­haftsforum in Davos. Der Tagungsort soll Offenheit symbolisie­ren.
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Foto: Reuters Die USA sollten ihr Haushaltsd­efizit in den Griff bekommen: Lagarde.

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