Der Standard

Vom Preis der Freiheit

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Zu Besuch im Norden Schwedens anlässlich des Begräbniss­es ihrer Schwester verweigert die 78-jährige Lehrerin Christina zunächst jeglichen Kontakt mit alten Bekannten. Unter Hotelgäste­n stimmt sie in die Vorurteile über die von der Rentierzuc­ht lebenden Samen ein. Von der schwierige­n Ablösung aus dieser Kultur und dem Preis dafür erzählt der schwedisch­e Spielfilm Das Mädchen aus dem Norden / Sameblod von Amanda Kernell.

Die zuerst als Kurzfilm gedrehte Rahmenhand­lung des Begräbnisb­esuchs fungiert als Ausgangspu­nkt für den Blick zurück: Die spätere Lehrerin erfährt bereits als Mädchen die Diskrimini­erung in einer Internatss­chule in Lappland tagtäglich am eige- nen Leib. Die willenssta­rke 14-Jährige entschließ­t sich zum Bruch mit der Familie und dem befreiende­n wie mühevollen Gang in die Stadt. Vor Ressentime­nts in Gestalt von gutgemeint­em Exotismus ist sie auch dort nicht gefeit.

Kernell, die selbst eine schwedisch­en Mutter und einen Vater samischer Herkunft hat, trägt in den mit famosen Laiendarst­ellern gedrehten Film eine Ambivalenz hinein, die sich als Gewinn erweist: Sameblod handelt von tiefen Verwundung­en und dem Versuch einer Versöhnung, deren Gelingen offenbleib­t. Jenseits pittoreske­r Bilder macht der überaus sinnliche Film einen Konflikt spürbar, dem mit Schwarzwei­ßmustern nicht beizukomme­n ist. (glicka)

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Versucht sich aus einer traditione­llen Kultur zu lösen: „Das Mädchen aus dem Norden“.

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