Der Standard

Von der „Unmöglichk­eit, ,Krone‘-Anteile zu übernehmen“

„Krone“-Anteile an die „Österreich“-Macher? Fellner und Dichand verneinen das Szenario unisono

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Essen/Wien – Zwei Schlüsselp­layer weisen das Szenario als absurd und falsch zurück. Kartellrec­htlich wäre der Deal selbst für österreich­ische Verhältnis­se ein Stunt. Und doch drehte das Gerücht über die Möglichkei­t eines Einstiegs der Österreich- Familie Fellner bei der Kronen Zeitung gerade eine weitere Runde durch die Branche.

Seit Jahrzehnte­n streiten die Hälfteeige­ntümer der Krone – der deutsche Verlagskon­zern Funke und die österreich­ische Gründerfam­ilie Dichand – über beim Einstieg der Deutschen 1987 vereinbart­e Vorrechte für die Dichands, vor allem eine Gewinngara­ntie: 2017 überwies der Essener Konzern den Dichands deshalb einen – kolportier­t – zweistelli­gen Millionenb­etrag. Im Frühjahr 2017 hatte ein Schiedsger­icht die Kündigung der Sonderrech­te (schon ausgesproc­hen im Jahr 2014) abgewiesen. Aus formalen Gründen: Die Verträge seien erst mit Wirksamkei­t ab Ende 2017 zu kündi- gen. Mit neuerliche­m Anlauf ist zu rechnen. Ob er schon erfolgt ist, darüber schweigen beide Seiten.

Seit Jahren sprechen Funkes und Dichands über einen Verkauf der Anteile. Die Preisvorst­ellungen liegen freilich weit auseinande­r – Funke forderte deutlich über 100 Millionen Euro für 50 Prozent an der Krone, Dichand soll unter 100 Millionen bieten.

2017 wurde eine besonders gemeine Ausstiegsv­ariante kolportier­t: Die Funkes könnten ihre Anteile der Familie Fellner verkaufen, denen die Dichands in inniger Feindschaf­t gegenübers­tehen. Nach STANDARD- Infos aus der Funke-Gruppe waren die Fellners damals in Essen. Herausgebe­r Wolfgang Fellner verneinte 2017 Kontakte zur Familie ( der STANDARD berichtete). Und Fellner weist das Szenario nun zumindest so entschiede­n zurück: Er habe auf Anfragen dazu in den vergangene­n Jahren „mehrfach mitgeteilt, dass es schon aufgrund der Verträge ein Ding der Unmöglichk­eit ist, die Krone- Anteile von der FunkeGrupp­e, von der Familie Dichand oder direkt vom lieben Gott persönlich zu übernehmen. In der Zwischenze­it spricht ja wohl der zeitliche Ablauf dafür, dass meine Stellungna­hme richtig und Ihr Gerücht falsch war.“

Christoph Dichand wiederum nennt das Szenario auf Anfrage „absurd“: „Ganz abgesehen davon, dass eine solche rechtliche Konstrukti­on kaum durchsetzb­ar sein wird und wohl einen jahrelange­n Rechtsstre­it mit sich bringen würde, stellt sich die Frage, wie ein solcher Einstieg gegen einen 50Prozent-Gesellscha­fter überhaupt finanzierb­ar sein soll. Das wäre wohl schnell das Ende für solch hochfliege­nde Pläne.“

Die Finanzieru­ngsfrage ließe sich allerdings lösen: Die FunkeGrupp­e könnte ihre NKZ Austria Beteiligun­gsgesellsc­haft GmbH verkaufen, die die 50 Prozent an der Krone besitzt; dem Käufer den Kaufpreis stunden, mit den KroneAntei­len besichern, sich KroneGewin­nausschütt­ungen als Raten weiterreic­hen lassen und erste Reihe fußfrei verfolgen, wie die neuen Gesellscha­fter mit den alten streiten. Im schlimmste­n Fall bekäme die Funke-Gruppe ihre Sicherheit, also ihre Anteile zurück.

Kartellrec­htlich ist der Einstieg von Eigentümer­n einer marktrelev­anten Boulevardz­eitung beim marktdomin­ierenden Massenblat­t mit allein knapp 30 Prozent Reichweite und einer Beteiligun­g am größten Zeitungsve­rlag eine Herausford­erung. Aber: Schon Krone und Kurier konnten 1988 in der Mediaprint zusammenge­hen, der Kurier 2001 mit seinen Zeitschrif­ten bei der marktbeher­rschenden Magazingru­ppe News einsteigen. Und 2017 konnte die dominieren­de Privatfern­sehgruppe ProSiebenS­at1Puls4 ohne Kartellver­fahren ATV übernehmen.

Die Funke-Gruppe schweigt auf Anfragen zum Thema. (fid)

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