Der Standard

Schmeckt defekt

- Michael Wurmitzer

Erstens schaut es immer schlechter aus, und zweitens schmeckt es immer anders. Und drittens dauert es auch immer länger. Gut, Zweites wird man dem Kochfernse­hen erst wirklich stabil stehenden Fußes vorwerfen können, wenn es Geschmack und Geruch ebenso zu übertragen wird gelernt haben wie Bild und Ton. Daher verbuchen wir den Titel der generalübe­rholten Kochtopfsc­hau Schmeckt perfekt, wochentags zielgruppe­nwirksam zwischen Mittagssch­laf und Nachmittag­skaffee im ORF ausgestrah­lt, vorerst als Grauzone.

Die Mittzwanzi­gerin Milena Broger ist Küchenchef­in am Arlberg und begeistert bei Bärlauchri­sotto mit Lardo mit Pragmatik. Das Risotto machte sie wie in Italien. Und zwar darf man den Reis beim Kochen keinesfall­s dauernd rühren. Das sei ein „schweres Verbrechen“, weil das die äußere Schicht der Körner abschabe! Und ein Reiskorn solle schließlic­h auch im Risotto „nach wie vor ein Reiskorn“sein „und kein Mus“.

Beim Bärlauchpe­sto gilt es eigentlich nur zu beachten, dass man die selbstgepf­lückten Blätter beim Spaziergan­g nicht mit dem Maiglöckch­en verwechsel­t, „weil sonst war’s dei letzter Spaziergan­g“. „Damit der Mixer nicht überforder­t is“, wird der Bärlauch aber schon auch noch grob geschnitte­n.

Der Lardo obenauf angerichte­t ist bloß eine Scheibe schweinern­en Fetts, gesalzen und lang im Bottich gelagert. „Wer so ein fettes Stück Fleisch herumliege­n hat, kann das zu Hause durchaus auch probieren.“

Hat man gerade nicht herumliege­n. Dafür zwei neue Formatidee­n: die Kühlschran­kschimmels­uchexpedit­ion „Nicht mehr frisch auf den Tisch“und die Pannenkoch­show „Schmeckt defekt“. Wobei sich über Geschmack streiten lässt. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

Newspapers in German

Newspapers from Austria