Der Standard

Prölls System wirkt weiter

- Sebastian Fellner

Es hätte ein Übergang in ein neues Zeitalter in Niederöste­rreich werden sollen: der Wechsel von Landeshaup­tmann Erwin Pröll zu Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner als Generation­ensprung, der auch ein moderneres, offeneres Land bedeuten sollte. Doch es zeigt sich, dass im Sankt Pöltener Regierungs­viertel nach wie vor ein starker autoritäre­r Wind weht.

Die Arbeitsübe­reinkommen innerhalb der Landesregi­erung sind Geheimsach­e – und manchem Landespoli­tiker ist das Unverständ­nis darüber anzuhören, warum man einen Regierungs­pakt denn bitte veröffentl­ichen soll: Was hat das Volk zu interessie­ren, was seine Regierer planen? Das Wichtigste, so die Argumentat­ion im Landhaus, wird ja eh auf Pressekonf­erenzen präsentier­t.

Auch unter Mikl-Leitner hat man in Niederöste­rreich also noch nicht ganz verinnerli­cht, wer für wen arbeitet. Beschlüsse der Landesregi­erung sind nun zwar öffentlich. Um sich das Ende dieses Anachronis­mus auf die Fahnen zu heften, wurde er aber viel zu spät beseitigt. Die Hürden für die Mitbestimm­ungs- und Kontrollre­chte kleiner Parteien im Landtag sind zwar gesenkt, aber noch zu hoch.

Dass in der schwarz-rot-blauen Regierung Einigkeit darüber herrschte, die Arbeitsübe­reinkommen nicht zu veröffentl­ichen, zeigt auch: Sind sie einmal an die Macht gelangt, machen es sich auch andere Parteien im beständige­n System Pröll gemütlich.

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