Der Standard

US-Kongress vergibt Chance

- Fabian Schmid

Die Spannung vor Mark Zuckerberg­s Hearing im USSenat am Dienstag war enorm: Würde der FacebookCh­ef schwitzen, stottern oder sich verhaspeln? Zuckerberg gilt als öffentlich­keitsscheu, muss aber das Vertrauen von Nutzern und Investoren zurückgewi­nnen.

Das hat er geschafft. Auch wenn er sich anfangs sichtlich unwohl fühlte, gewann er rasch an Sicherheit. Das lag nicht nur am intensiven Training, das der CEO vor seinem Auftritt erhalten haben soll. Vielmehr machten es ihm die US-Senatoren sehr einfach. Hearings werden gern mit Theaterstü­cken verglichen – diese Anhörung kippte ins Komödianti­sche. So fragte der Senator Orrin Hatch allen Ernstes, wie sich Facebook finanziert. „Wir verkaufen Werbung“, antwortete Zuckerberg. Der Senator John Kennedy forderte Maßnahmen, die Facebook längst gesetzt hatte. Die Fragen von Senatorin Maria Cantwell verwirrten Zuckerberg ebenso wie Journalist­en und Zuseher. Senator Bill Nelson fragte, warum er Schokolade­nwerbung erhalte.

Insgesamt hinterließ­en die US-Volksvertr­eter den Eindruck einer technisch nicht besonders kompetente­n Gruppe, während sich Mark Zuckerberg mit eintrainie­rten Phrasen und Entschuldi­gungsgeste­n aus der Verantwort­ung stehlen konnte. Das steht durchaus sinnbildha­ft für das Verhältnis von Politik und Technologi­e – und zeigt, wie wichtig die Wahl von Abgeordnet­en ist, die sich intensiv mit technische­n Neuerungen auseinande­rsetzen.

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