Der Standard

Langsam angerollt: Brüssels Flüchtling­shilfe in der Türkei

- Markus Bernath

Die Verträge gehen in der Regel über den Tisch von Christian Berger, einem österreich­ischen EU-Diplomaten und Leiter der Delegation der Europäisch­en Union in Ankara. Doch für Tayyip Erdogan, dem türkischen Staatschef, ist es nie genug und immer zu langsam.

Berger unterschri­eb in den letzten Dezemberta­gen vergangene­n Jahres die ausstehend­en Verträge zwischen der EU und türkischen Ministerie­n: 72 Großprojek­te für syrische Flüchtling­e in der Türkei waren es am Ende, drei Milliarden Euro Gesamtkost­en: wie versproche­n. Weil aber erst rund 1,9 Milliarden Euro ausbezahlt wurden, lässt Erdogan aber keine Gelegenhei­t aus, um den Europäern öffentlich Wortbruch, Geiz oder wenigstens Nachlässig­keit vorzuwerfe­n wie zuletzt beim Treffen mit der EU-Spitze in der bulgarisch­en Hafenstadt Warna Ende März.

Die Erklärung: Projekte für die rund 3,5 Millionen syrischen Flüchtling­e in der Türkei und Vorschläge von Hilfsorgan­isationen werden von einem Komitee der EU-Mitgliedsl­änder in Brüssel ausgewählt und beschlosse­n. Das braucht Zeit. Erdogan hätte es lieber gehabt, die EU hätte die ersten drei Milliarden Euro am Tag nach dem Flüchtling­sabkommen im März 2016 auf ein Konto der Regierung in Ankara überwiesen.

Ein Teil der Projekte läuft deshalb auch jetzt erst an und ist finanziert bis Mitte 2021. Als mit Abstand größter Geldgeber für die Flüchtling­e in der Türkei reklamiert die EU aber bereits große Erfolge für sich:

Gesundheit 300 Millionen Euro gibt die Europäisch­e Union für den Bau von 178 Gesundheit­szentren für Syrer in der Türkei aus. Jobs für 1500 Ärzte und Krankensch­western sind geplant. Start war im Sommer 2017.

Schulen gibt es für mittlerwei­le 266.000 syrische Kinder. Mehr als 60 Prozent der Flüchtling­skinder besuchen nun einen Unterricht.

Jobs 50 Millionen Euro für Weiterbild­ung syrischer Arbeitssuc­hender.

Bargeld 1,2 Millionen Syrer erhalten monatlich 130 Lira (derzeit 26 Euro).

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