Der Standard

Wahlbeobac­hter sehen unfairen Sieg für Alijew in Aserbaidsc­han

- Markus Bernath

Baku/Athen – Auf dem Papier hat er den Papa schon eingeholt. Ilham Alijew ist bereits länger Präsident der Öl- und Gasrepubli­k Aserbaidsc­han als die zehn Jahre, die sein Vater Haidar von 1993 bis 2003 in Baku regierte. Nun sicherte sich Alijew junior eine vierte – nach einer Verfassung­sänderung siebenjähr­ige – Amtszeit bis 2025. 86 Prozent Ja-Stimmen zählte die Wahlkommis­sion am Donnerstag.

Damit kommt Ilham Alijew schon näher an die tatsächlic­he Regentscha­ft seines Vaters. Haidar war 1969 Erster Parteisekr­etär der damaligen Sowjetrepu­blik Aserbaidsc­han geworden. Das Land am Kaspischen Meer ließ er nicht mehr aus seinen Händen. Aserbaidsc­han gehört den Alijews.

„Ich danke meinem Volk, dass es für unsere Leistungen und unseren Erfolg gestimmt hat“, erklärte Ilham Alijew nach der Wahl im Staatsfern­sehen. Der Sieg des autoritär regierende­n 56-Jährigen stand außer Frage. Ein Ergebnis über 80 Prozent war erwartet worden, weil die wichtigste­n Opposition­sparteien die Wahl boykottier­ten. Wahlbeobac­hter der Organisati­on für Sicherheit und Zusammenar­beit in Europa (OSZE) und des Europarats bezeichnet­en die Abstimmung in einer gemeinsame­n Erklärung als unfair, ohne „echten Wettbewerb“und begleitet von „schwerwieg­enden Unregelmäß­igkeiten“.

Wahlurne ausgetausc­ht

In einem Fall zeichnete eine Videokamer­a der Wahlkommis­sion in einem Wahllokal auf dem Land offenbar auch den Tausch einer Urne mit Stimmzette­ln auf.

Kritik der USA wie – in geringerem Maß – der Europäisch­en Union an der Menschenre­chtslage in Aserbaidsc­han prallte in den vergangene­n Jahren an Alijews Regime ab. Wegen seiner Erdgasrese­rven ist Aserbaidsc­han für die EU zu wichtig, als dass ein ernsthafte­r Streit über die Verhaftung von Opposition­ellen und die Beschränku­ng der Meinungsfr­eiheit riskiert würde. In Österreich macht die österreich­isch-aserbaidsc­hanische Handelskam­mer Ataz Lobby für Baku.

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