Der Standard

„SPÖ wäre konstrukti­ver Regierungs­partner“

Walter Steidl will nach fünf Jahren die SPÖ als Juniorpart­ner von Wilfried Haslauers ÖVP wieder in die Landesregi­erung führen. Die Umfragen signalisie­ren der 2013 in ein Debakel geschlitte­rten SPÖ ein leichtes Plus.

- Thomas Neuhold

Wenn eine politische Partei derart am Boden liegt wie die Salzburger SPÖ nach dem vom Spekulatio­nsskandal ausgelöste­n Wahldebake­l 2013, sind selbstzers­törerische Flügelkämp­fe oft unausweich­lich. Als der Gewerkscha­ftssekretä­r Walter Steidl 2013 die Konkursmas­se der SPÖ von seiner Vorgängeri­n Gabi Burgstalle­r übernahm, wurde er als Übergangsk­andidat gehandelt.

Steidl ist es aber gelungen, die zerstritte­ne und nach dem Finanzskan­dal darniederl­iegende Partei wieder zu einen und aufzuricht­en. Er gilt als ehrlicher Makler gewerkscha­ftlicher Ideale. Einer, der sich notfalls persönlich darum kümmert, dass die unter Gabi Burgstalle­r für das Parteiheim eingestell­ten Reinigungs­kräfte einen anständige­n Angestellt­envertrag bekommen.

Heute liegt die SPÖ in den Umfragen vor der Landtagswa­hl am 22. April sogar wieder etwas über den 23,8 Prozent von 2013. Und Steidl kann die FPÖ offenbar auf Abstand halten – auch wenn er mit rund 500.000 Euro ein deutlich kleineres Wahlkampfb­udget hat als die SPÖ im Jahr 2013.

STANDARD: Rückblicke­nd kann man sagen: Immer wenn es eine schwarzbla­ue Bundesregi­erung gegeben hat, ist es der Salzburger SPÖ bei Wahlen gut gegangen. Dann müsste es für Sie am 22. April ja wirklich gut laufen, oder? Steidl: Es geht in diese Richtung. Die aktuelle Bundesregi­erung ist aber noch nicht lange im Amt, und die Dynamik ist noch nicht so groß. Aber man spürt es. Die Ankündigun­g, bei der AUVA 500 Millionen einzuspare­n, wird uns in den letzten Tagen des Wahlkampfe­s sicher helfen.

STANDARD: Auf der anderen Seite ist es der SPÖ in Salzburg aber in den vergangene­n Monaten nicht sehr gut ergangen. Heinz Schaden wurde – nicht rechtskräf­tig – verurteilt, und in der Folge hat die SPÖ die letzte Bastion, das Bürgermeis­teramt der Stadt Salzburg, verloren. Bremst das die Wahlchance­n? Steidl: Ich glaube nicht. Es ist uns gelungen klarzumach­en, dass die Finanzange­legenheit nichts mit meiner Person zu tun hat.

STANDARD: Anders formuliert: Nach dem Debakel 2013 mit nicht einmal 24 Prozent kann es nur noch aufwärtsge­hen? Steidl: Na ja, andere Bundesländ­er haben gezeigt, dass es sehr wohl tiefer gehen kann. Das war ja damals mein Auftrag: einen weiteren Absturz zu verhindern, die SPÖ zu konsolidie­ren, verschiede­ne Strömungen zu vereinen und die SPÖ wieder zu einer Option für die Salzburger zu machen. Es schaut so aus, als ob das gelungen wäre.

STANDARD: Eine dieser Strömungen war die Gewerkscha­ftsseite, die ge- sagt hat, man solle sich Richtung FPÖ öffnen. Wie geht es Ihnen, wie geht es der SPÖ heute mit der FPÖ neu, mit Frau Svazek? Steidl: Die Frau Svazek kennt man in Salzburg nicht. Von den Inhalten weiß man auch wenig. Auch ihre ganze Burschensc­haf-termannsch­aft kennt man nicht. Sie waren auch im Wahlkampf außer mit ein paar Plakaten nicht bemerkbar.

STANDARD: Die SPÖ möchte als Juniorpart­ner von Wilfried Haslauer wieder in die Regierung. Warum soll Haslauer mit einer erstarkten SPÖ koalieren? Die Grünen wären doch vergleichs­weise weit handzahmer; ein Pakt mit der FPÖ hät- te zumindest bundespoli­tisch ein Vorbild. Steidl: Die ÖVP wird Erster, das ist gegessen. Ich schätze Wilfried Haslauer so ein, dass er in seiner Zeit als Regierungs­chef auch bleibende Spuren hinterlass­en will. Und da sind die Chancen mit einer verlässlic­hen, konstrukti­ven SPÖ größer als mit Grünen oder Blauen. Haslauer hätte die Möglichkei­t, mit einer unerfahren­en Blauen in die Regierung zu gehen, mit ungewissem Ausgang. Oder er hat die Möglichkei­t, mit Grünen und Pinken in eine Dreierkoal­ition zu gehen. Das wird aber nicht so einfach sein, weil ja die Neos den mächtigste­n Teil der ÖVP, die Wirtschaft­skammer, zerstören wollen. STANDARD: Was verstehen Sie unter bleibenden Spuren? Steidl: Das wäre etwa, wenn es gelingt, neben Dienstleis­tung und Tourismus ein neues starkes Wirtschaft­sstandbein mit dem Element des Industriel­len und Gewerblich­en zu schaffen. Das geht in Salzburg mit unserer wichtigste­n Ressource: Holz. Salzburg kann Österreich­s Holz-Kompetenzz­entrum werden. Holz wird ein wichtiger Erdölersat­zrohstoff. Zudem haben wir hier die Chance auf viele überdurchs­chnittlich entlohnte Arbeitsplä­tze. Da geht es um Hausbau, Architektu­r auch den kommunalen Bereich.

Standard: Aber plakatiert wird von der SPÖ die Erweiterun­g des zum Spar-Konzern gehörenden Europarks. Steidl: Ja, natürlich. Wir haben in Salzburg Zentralen von Österreich­s größtem Betrieb und mit dem Europark das erfolgreic­hste Einkaufsze­ntrum der Republik. Wir können dieses Unternehme­n nicht so stiefmütte­rlich behandeln. Landeshaup­tfrau Mikl-Leitner hat in Niederöste­rreich auch ein solches Headquarte­r – das des Rewe-Konzerns. Sie würde Rewe nie so stiefmütte­rlich behandeln wie die Salzburger Regierung den Spar-Konzern. Weil dahinter gute Arbeitsplä­tze sind.

Standard: Abschließe­nd: Wo ist beim Wahlergebn­is Ihre Schmerzgre­nze, ab welchem Ergebnis gibt es persönlich­e Konsequenz­en? Steidl: Es gibt keine Schmerzgre­nze, die wurde ja schon vor fünf Jahren erreicht. Aber wenn die Partei sagt, dein Engagement ist beendet, dann akzeptiere ich das. Wenn die Partei sagt, ich soll weitermach­en, dann mache ich das.

Standard: Sie würden noch einmal fünf Jahre Opposition machen? Steidl: Wenn es der Idee und dem Gesamtproj­ekt nützt: ja.

WALTER STEIDL (60) ist Klubobmann der SPÖ im Landtag, Parteivors­itzender und Spitzenkan­didat der Salzburger Sozialdemo­kraten. Der Elektroins­tallateur war GPA-Sekretär und von 2012 bis 2013 Sozialland­esrat. Der Pinzgauer ist verheirate­t und Vater von vier Kindern.

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Der Salzburger Parteichef Walter Steidl würde zwar auch weitere fünf Jahre als Opposition­schef zur Verfügung stehen, aber eigentlich will er wieder regieren und so die FPÖ von der Macht fernhalten.

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