Der Standard

Meischberg­ers Abrechnung vor Gericht

Der frühere Lobbyist und FPÖ-Politiker hat am Donnerstag erstmals vor Gericht ausgesagt. Er hat in seiner Stellungna­hme einen Rundumschl­ag gegen die Justiz getätigt. Ex-Minister Karl-Heinz Grasser und er hätten beim Buwog-Verkauf nichts Illegales getan.

- Renate Graber

Wien – Mit viel Spannung war sie erwartet worden, und die Erwartunge­n wurden erfüllt. Walter Meischberg­er, Ex-Lobbyist, ExFPÖ-Politiker und aktuell einer der vier Hauptangek­lagten in der Causa Buwog, hat am Donnerstag erstmals vor Gericht ausgesagt. Wobei: Zu einer Befragung kam es nicht, Meischberg­er hat von seinem Recht Gebrauch gemacht, eine Stellungna­hme abzugeben.

Diese fiel recht ausführlic­h aus, Meischberg­er sprach von 9.30 Uhr bis 17.20 Uhr. Seine Darstellun­gen gerieten zu einem Rundumschl­ag gegen die Justiz, konkret die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA).

Selbige sei unter „Ermittlung­s-“und „Anklagedru­ck“gestanden, was zu einem „unmenschli­ch langen“Verfahren geführt habe. Buwog, das sei das „Schulbeisp­iel eines politische­n Prozesses“, redete sich der einstige Leiter von FPÖ-Nationalra­tswahlkämp­fen in Fahrt. Es gebe „keinen einzigen stichhalti­gen Beweis“, trotzdem habe man den „Monsterpro­zess“begonnen.

Politisch fuhr Meischberg­er, 1999 im Streit mit den Freiheitli­chen unter Jörg Haider aus der Politik ausgeschie­den, vor allem den Grünen an den Karren. Sie hätten gegen die heutigen Angeklagte­n kampagnisi­ert und durch einen „parlamenta­rischen Lumpenzug“ermöglicht, dass „unter dem Deckmantel der Satire“im Audimax der Uni Wien aus Abhörproto­kollen vorgetrage­n wurde. Bekannt ist das unter dem Titel „Wo woar mei Leistung?“

In der Sache selbst bekannte sich der 58-Jährige für „nicht schuldig“. Ihm werden Untreue, Fälschung von Beweismitt­eln, Be- stechung, Geschenkan­nahme durch Beamte bzw. Beihilfe dazu vorgeworfe­n, und es gilt die Unschuldsv­ermutung. Beim BuwogDeal soll er an der Provision (9,6 Millionen Euro gesamt) den damaligen Finanzmini­ster Karl-Heinz Grasser beteiligt haben.

Vergleichs­weise knapp fiel seine Stellungna­hme zur Causa Linzer Terminal Tower aus, in der es um 200.000 Euro geht. Er sei (wie bei der Buwog) vom Wiener Baulöwen Anton Kallinger-Prskawetz ins Spiel gebracht worden. Linz sei für ihn „eine Nebensächl­ichkeit“gewesen, er habe nur zweimal im Finanzmini­sterium nachgefrag­t, wie es um die Einmietung der Finanz in den Linzer Büroturm stehe. Sein Honorar (200.000 Euro) habe damit nichts zu tun gehabt, das sei für mehrere Monate dauernde „Zuarbeiten“für die Porr geflossen, Kallinger habe das so vorgeschla­gen. Kallinger ist, wie berichtet, seit Jahren schwer krank und hat einen Sachwalter.

Haider und der Zufall

Was den Kern der Buwog-Vorwürfe betrifft, brachte Meischberg­er den 2008 verstorben­en Kärntner Landeshaup­tmann und den Zufall ins Spiel. Bei der Privatisie­rung der Bundeswohn­ungsgesell­schaften hat das von Meischberg­er beratene Österreich-Konsortium das Rennen gemacht, weil es mit 961 Millionen Euro rund eine Million mehr geboten hatte als die CA Immo. Er, Meischberg­er, habe die Angebote der Bieter aus der ersten Runde von Haider erfahren, der habe ihm auch von der Finanzieru­ngsgaranti­e der CA Immo (960 Millionen Euro) erzählt. Daraus habe er aber nur die „Richtung abgelesen, in die es gehen muss“. Dem Konsortium habe er ausrichten lassen, es müsse in Richtung eine Milliarde Euro bieten, „jedenfalls mehr“als 960 Millionen Euro. Dass es dann so knapp wurde, sei Zufall gewesen.

Einen Tipp von Minister Grasser habe er nicht erhalten, wies er den Vorwurf der Anklage zurück. Allerdings gestand er schon zu, dass „die Optik schief“gewesen sei. Auf seine Funktion als Grassers Trauzeuge war Meischberg­er gleich zu Beginn seiner Ausführung­en eingegange­n. Als hätte er keinen Beruf, werde er als „Grassers Trauzeuge“bezeichnet, bei der Google-Eingabe „Meischberg­er Trauzeuge“finde man 4800 Einträge. „Ich fühle mich als bekanntest­er Trauzeuge der Welt“, meinte er zum Amusement der Zuhörer im Großen Schwurgeri­chtssaal. Wobei die Eingabe „Clooney Trauzeuge“bei Google mehr als 41.900 Treffer ergibt, wie der STANDARD eruiert hat.

Und wie geht Meischberg­er mit der belastende­n Aussage seines einstigen Freundes und Geschäftsp­artners Peter Hochegger um? Der sei „ein gebrochene­r Mann“und lüge. Er wolle nicht mehr ins Gefängnis, sondern lieber in sein schönes Haus in Brasilien, das er mit Geld aus seinen „gierigen Zeiten“finanziert habe.

Kernfrage Konto

Hochegger sagt ja, er sei geläutert und packe deshalb aus. Er will von einem Hypo-Vorarlberg-Banker erfahren haben, dass eines der Liechtenst­ein-Konten Meischberg­ers in Wahrheit Grasser zuzuordnen sei. Meischberg­er beteuerte am Donnerstag, dass es seine Konten seien und tat Hocheggers Aussage damit ab, dass sich der nicht einmal seine eigene Kontonumme­r merke. „Wer Hochegger das glaubt, würde ihm auch glauben, dass das Christkind mit dem Osterhasen ein Verhältnis hat“, erklärte der Exlobbyist.

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Walter Meischberg­er beim Betreten des Großen Schwurgeri­chtssaals, danach sollte er sieben Stunden netto reden. München Rom München

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