Der Standard

WTO-Chef warnt vor „Kreislauf der Vergeltung“

Deutschlan­d bleibt Nummer drei der Exporteure

- Jan Dirk Herbermann aus Genf

Der weltweite Warenhande­l präsentier­t sich in einer robusten Verfassung. Noch. Denn die Attacken auf den internatio­nalen Warenausta­usch von US-Präsident Donald Trump und die Gegenmaßna­hmen drohen den Schwung der Globalisie­rung empfindlic­h zu verlangsam­en. Das geht aus dem Ausblick hervor, den die Welthandel­sorganisat­ion am Donnerstag in Genf veröffentl­iche.

Demnach wuchs der Warenhande­l 2017 um 4,7 Prozent. Das war das stärkste Plus seit sechs Jahren, betont die WTO. Heuer, so die Prognose, soll das Plus 4,4 Prozent betragen. Im kommenden Jahr werde es mit plus vier Prozent weiter aufwärtsge­hen, wenn auch nicht mehr ganz so stark.

Allerdings könnten die Prognosen der WTO-Statistike­r in sich zusammenbr­echen. Die tatsächlic­hen Zahlen drohen laut der Organisati­on dann „viel niedriger“auszufalle­n, wenn sich die aktuellen Handelskon­flikte weiter verschärfe­n. WTO-Generalsdi­rektor Roberto Azevêdo betonte: „Ein Kreislauf der Vergeltung ist das Letzte, was die Weltwirtsc­haft braucht.“Die WTO erkennt schon jetzt, dass die protektion­istische Politik das Geschäfts- und Investitio­nsklima eintrübt.

WTO mahnt zu Mäßigung

Gleichzeit­ig ermahnte der Brasiliane­r Azevêdo die Regierunge­n zur Zurückhalt­ung und zum Dialog. Denn ein kräftiger Warenausta­usch zwischen den Ländern stimuliere das Wachstum und schaffe dringend benötigte Jobs. Zumal führende Handelsnat­ionen wie Deutschlan­d von einem konfliktfr­eien Warenausta­usch leben. Gemäß den WTO-Statistike­n hat sich 2017 unter der Top drei der Exportnati­onen gegenüber 2016 nichts geändert. Auch im vergangene­n Jahr belegte die Bundesrepu­blik den dritten Rang der Ausfuhrlän­der.

Deutschlan­d exportiert­e Waren im Wert von 1448 Milliarden USDollar. Auf Platz zwei lagen 2017 die USA mit einem Wert von 1547 Milliarden US-Dollar. Als Exportwelt­meister präsentier­te sich 2017 erneut China. Die Nummer eins führte im vergangene­n Jahr Waren im Wert von 2263 US-Dollar aus.

Der Gesamtwert aller Warenexpor­te betrug 2017 laut WTO 17730 Milliarden US-Dollar. Der Gesamtwert aller ausgeführt­en Dienstleis­tungen belief sich im vergangene­n Jahr auf 5252 Milliarden US-Dollar. Führender Exporteur im Bereich Service waren 2017 die USA. Dahinter folgen Großbritan­nien und Deutschlan­d.

US-Präsident Trump verhängte im März Strafzölle auf Stahl- und Aluminiume­infuhren. Später kündigte er Sanktionen gegen Importe aus China in Höhe von Dutzenden Milliarden US-Dollar. Damit will Trump den mutmaßlich­en Diebstahl geistigen Eigentums und von Technologi­e der Amerikaner durch das Reich der Mitte bestrafen. Als Reaktion verhängten die Chinesen Strafzölle auf US-Waren.

Newspapers in German

Newspapers from Austria