Staubig an der Autobahn
Elfriede Jelineks „Raststätte oder Sie machens alle“im Wiener Werk X
Wien – Geräusche der vorbeipfeifenden Autobahn. Herzförmige Mistkübel hängen an den grauen Wänden (Peter Laher), die im Wiener Werk X eine Autobahnraststätte bedeuten sollen. Man darf die Behälter auch als Mistkübel für Herzen lesen. Ein Schmäh, dem in Susanne Lietzows Inszenierung von Elfriede Jelineks Raststätte oder Sie machens alle noch zwei oder drei folgen.
Etwa halten die beiden mittelreifen Hausfrauen (Sandra Bra, Isabella Szendzielorz) in dieser Szenerie ihre Handtaschen die ganze Zeit schützend umklam- mert, sich selbst wollen sie aber ausgerechnet hier fremden Männern hingeben. Das bebildert trefflich die innere Not der beiden zwischen Biedersinn und Liebessehnsucht. Denn ihren Männern (Thomas Kamper, Arthur Werner) fehlt menschliches Interesse an den Gattinnen genauso wie jedwede erotische Fertigkeit. Doch kann das die Produktion nicht retten.
Es will 100 Minuten lang einfach kein Funke überspringen. Jelineks Text von 1994 trifft aus dem zeitlichen Abstand von 24 Jahren immer noch wunde Punkte ebenso zu Medien, Gewalt und Wirtschaft. Seine Sprache ist scharf. Man mag ihm für die Langeweile keinen Vorwurf machen. Er staubt weniger als die Regie.
Denn gesprochen werden die Sätze von ungelenken Karikaturen. Und das auf einer Bühne, die sich meist mit lähmend schlichter Illustration begnügt. Nebenbei reingequetscht wirken die Seitenhiebe auf die FPÖ, etwa das Plakat „Neue Wohnungen statt Neue Muscheen“. Der die Liebeshitparade verzerrende Gesang von Gilbert Handler offenbart sich in seinem Beitrag zum Abend nicht.
So schnell ist alles immer vorbei, diesem abschließenden Bedauern des Raststättenwirten (Klaus Huhle) möchte man sich also nicht anschließen. Bis 30. 5.