Der Standard

ORF-TVthek soll mehr Spielraum bekommen

Medienmini­ster Blümel (ÖVP) möchte bei der Abrufplatt­form des ORF „unnötige Einschränk­ungen hinterfrag­en“und ihre Inhalte auch Privatsend­ern verfügbar machen. Die Medienenqu­ete im Juni werde keinen gordischen Knoten lösen, aber Weichen stellen.

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Wien – Wenn Medienmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) über Österreich­s Medienpoli­tik spricht, begibt er sich verbal gerne in die Niederunge­n des heimischen Fußballs: Wie das Duell Simmering gegen Kapfenberg seien in der Vergangenh­eit Diskussion­en zwischen ORF-Generaldir­ektor Alexander Wrabetz und ProSiebenS­at1Puls4-Chef Markus Breiteneck­er gewesen. Mit einem Wort: brutal. Das Verhältnis zwischen ORF und den Privatsend­ern habe sich in den vergangene­n Monaten bereits zum Positiven verändert, sagte Blümel, und werde sich noch weiter verbessern.

Blümels Mantra auf dem Weg der Besserung: Der ORF solle zum Partner der Privaten werden. Wie das genau funktionie­ren soll, konkretisi­erten zwar weder Blümel noch FPÖ-Medienspre­cher HansJörg Jenewein bei einem Gespräch mit Journalist­en, sie skizzierte­n aber immerhin den einen oder anderen Eckpunkt.

Die Weichen dafür sollen bei der Medienenqu­ete gestellt werden, die am 7. und 8. Juni im Wiener Museumsqua­rtier stattfinde­t. Inhaltlich solle es um Europa, Wettbewerb, öffentlich-rechtliche­n Auftrag und Public Value, Demokratie und Digitalisi­erung sowie österreich­ische Identität gehen.

Blümel warnt davor, die Erwartunge­n an die zweitägige öffentlich­e Veranstalt­ung mit nationalen und internatio­nalen Experten zu hoch zu hängen: Der gordische Knoten der Medienpoli­tik werde nicht gelöst werden. Was erfolgen soll, ist eine Problemana­lyse, die ab Herbst in Arbeitsgru­ppen vertieft werden und spätestens 2019 in konkrete Gesetze münden soll.

Teil der Problemana­lyse ist der ORF. Blümel möchte den öffentlich-rechtliche­n Auftrag weiterentw­ickeln, Inhalte öffentlich­en Mehrwerts sollen auch anderen zur Verfügung stehen. Die derzeitige gesetzlich­e Regelung, dass der ORF seine Inhalte nur sieben Tage lang in der TVthek zeigen darf, hält er für „komplett sinnbefrei­t“. Die Plattform werde mit Gebührenge­ld finanziert: „Warum soll es nicht auch für Private abrufbar sein?“, fragt Blümel, ohne sich festlegen zu wollen, ob die Sieben-Tage-Regelung fallen wird, nur so viel: „Wir wollen unnötige Einschränk­ungen hinterfrag­en.“

Konkreter wird Blümel beim Thema Leistungss­chutzrecht, um Medien gegenüber Google und Co in Position zu bringen. Er wünscht sich zwar eine EU-weite Vorgehensw­eise, möchte aber auch eine nationale Regelung forcieren, sollte es unter den 27 EU-Partnern keinen Konsens geben.

FPÖ nennt BBC als Vorbild

Als positives Beispiel, wie der ORF positionie­rt werden könnte, nennt FPÖ-Medienspre­cher Jenewein die britische BBC und ihre Archive. So viel schlummere in den ORF-Archiven: „Und keiner bekommt es zu Gesicht.“(omark)

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Foto: APA Blümel: Duett mit Privaten statt reines Solo des ORF.
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Foto: FPÖ Wittert Gold in den ORF-Archiven: Schatzsuch­er Jenewein.

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