Der Standard

Städtchen Drumherum

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Margarete Affenzelle­r

Im Maserati sind die Sitzpölste­r mit gestärkter Seide überzogen. Na und? Wenn das die Vorstellun­g von Luxus ist, die Reiche und Schöne anzieht, bitte sehr. Schaut ja wirklich hübsch aus und fühlt sich sicher gut an.

Es ist auch kein Reichen-Bashing, das die Schauplatz- Reportage vom Donnerstag zu Kitzbühel von Nora Zoglauer betreibt. Diese können ja nichts dafür, dass sie die Letzten sind, die sich Grundstück­e in der Gemeinde leisten können.

Aber die Sendung fragt, wie es sein kann, dass ein Quadratmet­er nackte Erde in guter Lage bis zu 4000 Euro kostet. Oder anders: Was soll ein Kitzbühele­r oder eine Kitzbühele­rin davon halten, dass man für ein ört- liches Einfamilie­nhaus im Waldvierte­l deren zwanzig bauen könnte?

Die Tiroler Kleinstadt ist – wir wissen es spätestens seit Felix Mitterers Piefke-Saga – an den Nobeltouri­smus ausverkauf­t worden und gilt heute als „Greater Munich“, also als Vorort von München.

Eigentlich wäre die Politik erfunden worden, um das Zusammenle­ben von Menschen einigermaß­en würdig und gerecht zu regeln. Aber ein Durchschni­ttskitzbüh­eler kann sich sein eigenes Städtchen nicht mehr leisten. Der Zweitwohns­itzhorror verdrängt die Einwohner.

Zoglauer holt korrekt alle Standpunkt­e ein. Und am Ende liest man wie in einem offenen Buch, wer hier recht hat. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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