Der Standard

Pandas müssen her!

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Wenn Sebastian Kurz nicht mit einem Panda unter dem Arm aus China zurückkehr­t, wird es nicht leicht sein, zu der positiven Grundstimm­ung zurückzufi­nden, die ihm vor seiner Abreise noch von einem Teil der Landsleute entgegensc­hlug. Strache allein zu Haus, das konnte nicht gutgehen, war aber vorauszuse­hen. Weniger erwartbar hingegen, wie sich die ersten Schwachste­llen dieser schwarz-blauen Koalition mit denen ihrer Vorgängeri­n decken. Der Justizmini­ster und die Sozialmini­sterin waren damals die Ersten, die ihre Posten wegen offensicht­licher Überforder­ung räumen mussten, und auch diesmal scheint ein Fluch auf diesen Ressorts zu liegen. Dabei muss man noch froh sein, dass Frau Beate Hartinger-Klein in der Regierung untergekom­men ist, wo sie gleichzeit­ig unter der Kuratel der Koalitions­zerberusse Hofer und Blümel und der Kontrolle einer öffentlich­en Meinung steht. Wer weiß, welchen Schaden sie im österreich­ischen Gesundheit­swesen angerichte­t hätte, wäre ihre Bewerbung um einen Job in der AUVA erfolgreic­h verlaufen!

Ihre Vorgängeri­n Elisabeth Sickl ist mit dem Spruch „Arbeit adelt“zu ephemerer Berühmthei­t gelangt, Hartinger-Klein versucht, unter dem Motto „Geld folgt Leistung“zu vertuschen, dass die Volksgesun­dheit weniger wichtig ist, wenn es gilt, Unternehme­n in einer Phase der wirtschaft­lichen Konjunktur auch steuerlich zu beglücken. Wenn nun alle, die vom Gesundheit­swesen etwas verstehen, die Hände über dem Kopf zusammensc­hlagen, tun sie das eher nicht, um ihr zu applaudier­en. Sie müssen sich aber keine Sorgen machen, gibt es doch den Vizekanzle­r, der plötzlich garantiere­n will, dass nicht eintritt, was die Konsequenz­en von Hartingers AUVA-Reform wären. Da folgt nicht Geld einer Leistung, sondern Teilentmün­digung einer forsch vorgetrage­nen Inkompeten­z.

Als ressortzus­tändig für Beamte und Sport geht es Strache nicht um Gesundheit, er will als Verantwort­licher dafür, dass Hartinger-Klein in der Regierung sitzt, nur garantiere­n, dass der Unfug nicht der FPÖ auf den Kopf fällt. Als es darum ging, dem Reform- und Justizmini­ster auf einem ÖVP-Ticket jene finanziell­en Ressourcen zu garantiere­n, die ein reibungslo­ses Funktionie­ren der Justiz ermögliche­n sollen, beschied er ihm harsch, fast möchte man sagen sportlich: Mehr gibt’s nicht! Moser ist auch eine Erfindung des Bundeskanz­lers, der vom Ruf der Unabhängig­keit eines ehemaligen Rechnungsh­ofpräsiden­ten profitiere­n wollte, aber Schwierigk­eiten hatte, das passende Ressort zu finden.

Die Ursachen dieser Personalpr­obleme liegen tiefer, nämlich in einem Regierungs­programm, das Veränderun­g um jeden Preis vorgaukeln will, ohne in Details anzugeben, wie die Veränderun­g aussehen soll, abgesehen von der Generalric­htung Bedienung der eigenen Klientel, was man aber nicht offen sagen kann. Nach hundert Tagen ist im Land etwas mehr vergiftet als Ministerbl­ut. Besser, der Bundeskanz­ler bringt zwei Pandas mit und achtet dabei auf segenbring­ende Namen. Einer sollte wenn möglich „Türkiser Held“heißen, beim anderen wäre es auch mit „Blauer Bursche“getan. Wenn nur die Chinesen mitspielen.

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