Der Standard

Slapstickf­rauen und Anarchie in Tüll

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Das Brut-Theater präsentier­t zwei Uraufführu­ngen feministis­cher Wiener Künstlerin­nen: Die genießeris­che Tüllanarch­ie der elf Tänzerinne­n in Wenn Auge Mund wird von Veza Fernandéz blendet die Herren der Schöpfung als Mitarbeite­r gar vollständi­g aus: Wenn Auge Mund wird, zu sehen bis 20. April im Casino Baumgarten, ist ein Fest des Befreitsei­ns – ein wenig queer, stellenwei­se brutal laut, gespickt mit gewitzten Blödeleien. Eine zartschrot­tige Show, in der dem Publikum ein neues Lebensgefü­hl vorgeführt wird: als Tanz und Konzertpar­odie mit szenischen Einsprengs­eln.

Mit trockenere­m Humor arbeiten Tiina Sööt / Dorothea Zeyringer in Running Gag bis 21. April in den Räumen der bildenden Künstlerin­nen Österreich­s und im Weißen Haus. Running Gag zielt auf die Aus- blendung des weiblichen Slapsticks in der Filmgeschi­chte: In einer Männergese­llschaft findet der Herr die Späße von seinesglei­chen offenbar am witzigsten. Ein Geschäftsm­odell, haben die beiden Wiener Künstlerin­nen recherchie­rt, aus dem die Frauen verdrängt wurden, sobald das Filmbusine­ss zu florieren begann. Sööt/Zeyringer legen es selbst nicht darauf an, Lachnummer­n zu schieben, sondern führen in Filmaussch­nitten historisch­er Komikerinn­en wie unter anderen Alice Guy Blaché, Lea Giunchi und Mabel Normand vor.

Auch an Running Gag haben, inklusive Kostüm und Dramaturgi­e, ausschließ­lich Frauen gearbeitet. Als Publikum sind Männer bei beiden Arbeiten, deren Premieren mit viel Applaus aufgenomme­n wurden, willkommen. (ploe) pwww. brut-wien.at

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