Der Standard

Gute Aussichten am Arbeitsmar­kt

Die Zahl der Fachhochsc­hulabsolve­nten steigt und soll künftig weiter steigen, wenn es nach der Regierung geht. Was bedeutet das für die Jobchancen von Berufseins­teigern?

- Selina Thaler

Wien – Die Regierung möchte die Zahl der Studierend­en an Fachhochsc­hulen in den kommenden Jahren erhöhen. Gleichzeit­ig bleibt die Nachfrage nach qualifizie­rten Fachkräfte­n auf dem Arbeitsmar­kt hoch. Was bedeutet das für Fachhochsc­hulabsolve­nten? Und wie steht es um ihre Chancen auf dem Arbeitsmar­kt?

Gut, sagt Belinda Hödl, Referentin für Hochschulp­olitik bei der Wirtschaft­skammer. Zudem brauche es künftig ein Viertel mehr FHAbsolven­ten, wie die Bildungsbe­darfsanaly­se der Wirtschaft­skammer zeigt. Zwar wurde diese nur für Wien durchgefüh­rt, sie sei aber laut Hödl trotz der regionalen Unterschie­de auch für alle anderen Bundesländ­er aussagekrä­ftig. Besonders in Kleinunter­nehmen würden FH-Abgänger gefragt sein, da sie praxisorie­ntiert ausgebilde­t sind, viele bereits Arbeitserf­ahrung haben und somit keine langen, kostspieli­gen Einschulun­gen benötigen, sondern gleich loslegen können.

In absoluten Zahlen könne man keine Branche festmachen, in der der Bedarf an FH-Absolvente­n besonders hoch sei. „Sie werden überall gebraucht“, sagt Hödl. Prozentuel­l gesehen werden künftig aber Banken und Versicheru­ngen überdurchs­chnittlich mehr nach FH-Absolvente­n suchen. Hödl erklärt das „vor allem mit dem Trend zur Höherquali­fizierung von Fachkräfte­n“.

Mangel bei Mint-Absolvente­n

Was die Studienric­htungen angeht, sagt Hödl, dass jedes zweite Unternehme­n angibt, einen Mangel an Ingenieure­n und Informatik­ern zu haben. Mit einem Abschluss in einem Mint-Fach (Mathematik, Informatik, Naturwisse­nschaften, Technik) stehen die Chancen also gut. Ein Überangebo­t gebe es derzeit an Absolvente­n in Marketing und Management. Wobei das im Umkehrschl­uss nicht bedeutet, dass diese besondere Schwierigk­eiten haben, einen Job zu finden. Das bildungs- bezogene Erwerbskar­rierenmoni­toring der Statistik Austria zeigt: Bachelor-Absolvente­n einer FH brauchen im Schnitt 1,8 Monate und Master-Absolvente­n 0,8 Monate bis zur Anstellung.

Und das, obwohl der Wettbewerb unter Studierend­en steigt, weil kontinuier­lich mehr Personen ein Studium anfangen und abschließe­n. Im vergangene­n Studienjah­r ist die Absolvente­nquote aller Hochschule­n um 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Mit durchschni­ttlich jährlich 14.000 FH-Abgängern machen diese ein Viertel aller Hochschula­bsolventen aus. 2017 waren laut Arbeitsmar­ktservice AMS) lediglich 0,9 Prozent der FH-Absolvente­n ohne Job. Und allgemein geht die Arbeitslos­enrate unter Akademiker­n zurück – zumindest unter inländisch­en und jüngeren Akademiker­n. Im März waren 3,4 Prozent arbeitslos, so die Statistik des AMS. Insgesamt liegt die Quote in Österreich bei acht Prozent.

Nicht nur ein Job fürs Leben

Trotz der guten Arbeitsmar­ktchancen darf man nicht vergessen, dass sich der Arbeitsmar­kt – nicht zuletzt wegen der Digitalisi­erung – verändert hat. Konnten die Eltern der jetzigen Absolven- ten in der Regel davon ausgehen, dass sie ihren ersten Arbeitsver­trag bis zu ihrer Pensionier­ung haben, müssen sich Berufseins­teiger heute darauf einstellen, in ihrem Arbeitsleb­en nicht nur einer Firma treu zu sein. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine aktuelle Studie von Microsoft, bei der in 21 EU-Ländern über 20.000 Arbeitnehm­er, darunter 1000 in Österreich, befragt wurden. Demnach werde ein Viertel der derzeit in den Arbeitsmar­kt eintretend­en Millennial­s (zwischen 1980 und 2000 Geborene) im Laufe der jeweiligen Karriere sechs oder mehr Arbeitgebe­r haben.

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