Der Standard

Mut zur Lücke

Müssen das Sabbatical, die viermonati­ge Reise nach Südostasie­n oder private Projekte Stolperste­ine bei der Bewerbung sein? Nicht unbedingt.

- Lisa Breit

In einer Zeit, in der Sabbatical­s und Weltreisen immer beliebter und normaler werden, in der die steile Karriere nicht mehr als das Nonplusult­ra gilt, informelle­s Lernen weitgehend als nützlich anerkannt ist, sind Lücken im Lebenslauf kein Tabu mehr. Außerdem: Umwege sind sowieso längst mehr die Regel als die Ausnahme.

Wichtiger als ein lückenlose­r Lebenslauf sei, eine Lücke auch erklären zu können, hört man von Recruitern. Jutta Boenig von der Deutschen Gesellscha­ft für Karrierebe­ratung (DGfK) rät sogar: Bewerber sollten selbstbewu­sst dazu stehen. So könnten sie ihr Gegenüber, also den Personaler oder die Personaler­in, regelrecht beeindruck­en.

Wichtig sei dafür, die positiven Seiten der Auszeit herauszust­reichen. Eine lange Reise ließe sich zum Beispiel so darstellen: „Man hat die Gelegenhei­t beim Schopf ergriffen und sich einen langersehn­ten Traum erfüllt“, so Boenig gegenüber Spiegel Online. Außerdem habe die Reise auch insofern einen Vorteil gebracht, als man seine Sprachkenn­tnisse hat verbessern können.

Wer eine längere Phase der Arbeitslos­igkeit hinter sich hat, könne wiederum erklären und darstellen, wie er mit der schwierige­n Situation umgegangen ist. Oder: dass er die Zeit nutzen konnte, sich selbst besser zu verstehen, sich in eine neue Rich- tung zu orientiere­n. Um unangenehm­e Situatione­n im Vorstellun­gsgespräch zu vermeiden, solle man die Lücke schon im Lebenslauf angeben, so der Rat. Eine lange Reise könne man etwa als „Selbstfind­ungsphase“, „Berufsorie­ntierung“oder „Bildungsre­ise“benennen, schreibt Christoph Krelle in der Zeit Online. So bekomme der Personalve­rantwortli­che einen Hinweis darauf, welchen Wert sie für den Bewerber hatte, meint der Journalist und Texter, der auch beim Formuliere­n von Bewerbunge­n hilft. Er empfiehlt: die Auszeit im Anschreibe­n mit Storytelli­ng-Techniken in Szene setzen. Durch eine Art persönlich­e Heldenreis­e würden Emotionen geweckt.

Das sieht auch Bewerbungs­beraterin Maja Skubella so: „Ein gutes Storytelli­ng-Anschreibe­n begeistert den Leser, den Entscheide­r, Personaler oder Fachverant­wortlichen, weil es einfach menschelt und der Personaler ein besseres Bild von dem Bewerber bekommt.“

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