Mut zur Lücke
Müssen das Sabbatical, die viermonatige Reise nach Südostasien oder private Projekte Stolpersteine bei der Bewerbung sein? Nicht unbedingt.
In einer Zeit, in der Sabbaticals und Weltreisen immer beliebter und normaler werden, in der die steile Karriere nicht mehr als das Nonplusultra gilt, informelles Lernen weitgehend als nützlich anerkannt ist, sind Lücken im Lebenslauf kein Tabu mehr. Außerdem: Umwege sind sowieso längst mehr die Regel als die Ausnahme.
Wichtiger als ein lückenloser Lebenslauf sei, eine Lücke auch erklären zu können, hört man von Recruitern. Jutta Boenig von der Deutschen Gesellschaft für Karriereberatung (DGfK) rät sogar: Bewerber sollten selbstbewusst dazu stehen. So könnten sie ihr Gegenüber, also den Personaler oder die Personalerin, regelrecht beeindrucken.
Wichtig sei dafür, die positiven Seiten der Auszeit herauszustreichen. Eine lange Reise ließe sich zum Beispiel so darstellen: „Man hat die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und sich einen langersehnten Traum erfüllt“, so Boenig gegenüber Spiegel Online. Außerdem habe die Reise auch insofern einen Vorteil gebracht, als man seine Sprachkenntnisse hat verbessern können.
Wer eine längere Phase der Arbeitslosigkeit hinter sich hat, könne wiederum erklären und darstellen, wie er mit der schwierigen Situation umgegangen ist. Oder: dass er die Zeit nutzen konnte, sich selbst besser zu verstehen, sich in eine neue Rich- tung zu orientieren. Um unangenehme Situationen im Vorstellungsgespräch zu vermeiden, solle man die Lücke schon im Lebenslauf angeben, so der Rat. Eine lange Reise könne man etwa als „Selbstfindungsphase“, „Berufsorientierung“oder „Bildungsreise“benennen, schreibt Christoph Krelle in der Zeit Online. So bekomme der Personalverantwortliche einen Hinweis darauf, welchen Wert sie für den Bewerber hatte, meint der Journalist und Texter, der auch beim Formulieren von Bewerbungen hilft. Er empfiehlt: die Auszeit im Anschreiben mit Storytelling-Techniken in Szene setzen. Durch eine Art persönliche Heldenreise würden Emotionen geweckt.
Das sieht auch Bewerbungsberaterin Maja Skubella so: „Ein gutes Storytelling-Anschreiben begeistert den Leser, den Entscheider, Personaler oder Fachverantwortlichen, weil es einfach menschelt und der Personaler ein besseres Bild von dem Bewerber bekommt.“