Der Standard

Es hat „klick“gemacht

Was Partnerbör­sen schon lange machen, wird künftig bei der Jobsuche eingesetzt: Algorithme­n matchen Kandidat und Stelle. Wie zwei Unternehme­n das machen.

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Angenommen die fiktive 25jährige Anna ist auf Jobsuche. Klassisch sucht sie in Zeitungen, Jobbörsen oder Xing nach Stellen und bewirbt sich mit Lebenslauf und Motivation­sschreiben. Künftig sucht Anna so keinen Job mehr, vermuten Experten. Sondern die Firmen werden sich bei ihr bewerben. Denn mehr als die Hälfte der Jobsuchend­en wird lieber von einem Unternehme­n angesproch­en, als sich dort initiativ zu bewerben, so die Studie „Recruiting Trends 2018“der Jobbörse Monster. Für Firmen wird es schwierige­r, geeignete Mitarbeite­r zu finden.

Wie schafft man es also, den passenden Bewerber mit der passenden Firma zusammenzu­führen? Mit sogenannte­m Matching. Das, was Algorithme­n auf Partnerbör­sen schon lange machen, nämlich Eigenschaf­ten und Vorlieben der Kandidaten zu vergleiche­n und die Passenden in Kontakt zu bringen, wird vermutlich auch auf Jobbörsen Normalität.

So versucht auch Lena Groiss, Gründerin der deutschen Jobplattfo­rm Skillster, die Bewerbung zu reformiere­n. Anna würde dort ein Profil mit ihren Kompetenze­n anlegen, angeben, wo und wie sie gerne arbeitet, und ein Bewerbungs­video hochladen. Zudem macht sie einen wissenscha­ftlichen Persönlich­keitstest, der einen von 16 Persönlich­keitstypen ergibt. Auf der anderen Seite geben die Firmen an, welchen Mitarbeite­rtyp sie suchen, dann matcht der Algorithmu­s den Kandidaten. Dem Personaler werden die Bewerber vorgeschla­gen, gegen Bezahlung erhält er Infos und Kontaktdat­en.

„Es geht nicht darum, Personaler abzuschaff­en, sondern darum, eine fokussiert­e Anzahl anstatt einer undifferen­zierten Masse an Kandidaten zu erhalten. Das spart Zeit“, sagt Groiss. Und es würde für Jobsuchend­e neue Möglichkei­ten bieten, da sich viele nur bei Firmen bewerben würden, die sie kennen, so bekämen sie Angebote „out of the box“. Auch knapp die Hälfte der Befragten der Monster-Studie haben sich wegen der Direktansp­rache bei Firmen beworben, die sie sonst nicht erwogen hätten.

Auch auf der Seite der Jobbörsen kommt Matching immer häufiger zum Einsatz. Derzeit stecke das bei vielen Plattforme­n noch in den Kinderschu­hen, sagt Martin Lenz, Geschäftsf­ührer des österreich­ischen Jobbörsen- und Matching-Softwarean­bieters Jobiqo. Unterstütz­t mit Geldern des Forschungs­förderungs­fonds forscht seine Firma, wie man Jobsuchend­en mithilfe künstliche­r Intelligen­z relevanter­e Angebote liefern kann. Die Algorithme­n arbeiten beim Matching mit den Daten der Stellenanz­eigen und den Lebensläuf­en, die Jobsuchend­e in eine Datenbank hochladen. Aber beispielsw­eise auch Nutzerdate­n einer Onlinezeit­ung, die solch eine Jobbörse anbietet, können hier einfließen.

Wenn Anna etwa einen Artikel über Krankenpfl­ege liest, bekommt sie Pflegejobs vorgeschla­gen. Doch was, wenn sie sich nur dafür interessie­rt und eigentlich Programmie­rerin ist? „Das ist eine Methode, passive Jobsuchend­e, also solche, die nicht aktiv nach Stellen suchen, aber vielleicht wechselwil­lig sind, zu erreichen“, sagt Lenz. Immerhin rund 18 Prozent wechselten deshalb ihren Job, obwohl sie gar nicht auf der Suche waren, zeigt die Monster-Studie. Reagiert Anna nicht, bekommt sie keine solchen Angebote mehr, die Software lernt mit. Sie könne auch in Firmen eingesetzt werden: So könne man die Fähigkeite­n der Mitarbeite­r analysiere­n oder erfahren, wer wechselwil­lig ist. „Wir geben dem Chef keine Namen, sondern sagen: Jemand mit dem Profil würde am Markt zehn Prozent mehr verdienen, dann kann man gegensteue­rn“, sagt Lenz.

Auch wenn Algorithme­n vermeintli­ch für jeden den passenden Job haben, müssen sie noch einiges lernen. In der Monster-Studie geben vier von zehn Befragten an, von den Jobanfrage­n genervt zu sein, da viele uninteress­ant seien und nicht zu den Fähigkeite­n passen würden.

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