Der Standard

Neue Ideen für die Terrassenh­aussiedlun­g

Die Terrassenh­aussiedlun­g in Graz ist weit über die Stadtgrenz­en hinaus bekannt. Sie wurde schon mit den Bewohner geplant, nun wurden diese auch bei der Entwicklun­g von Ideen für eine Modernisie­rung miteingebu­nden.

- Franziska Zoidl

Graz – Auch wenn die Terrassenh­aussiedlun­g im Grazer Stadtteil St. Peter von außen ein bisschen wie eine unzerstörb­are Burg aus Beton aussieht, sind die Jahre nicht spurlos an ihr vorbeigega­ngen. Die 520 Eigentumsw­ohnungen umfassende Anlage wurde in den 1970er-Jahren erbaut, mittlerwei­le gibt es an vielen Ecken Modernisie­rungsbedar­f.

Und so wie die Bewohner schon vor 40 Jahren von den Architekte­n der Werkgruppe Graz in die Planung für das Großprojek­t miteinbezo­gen wurden, so wurden diese nun auch beim Erarbeiten von Ideen für eine solche Modernisie­rung eingebunde­n.

Das geschah im Rahmen des interdiszi­plinären Projekts SONTE, kurz für „Sondierung­sprojekt Terrassenh­aussiedlun­g“, welches vor rund einem Jahr startete und über die Smart-Cities-Initiative der Bundesmini­sterien für Verkehr, Innovation und Technologi­e und für Land- und Forstwirts­chaft, Umwelt und Wasserwirt­schaft finanziert wurde.

Um möglichst viele der teilweise skeptische­n Bewohner zu erreichen, wurde auf unterschie­dliche Formate gesetzt, darunter Workshops, Führungen, Prototypin­g und die Befragung zur Wohnzufrie­denheit mittels Fragebögen. Auch Sprechstun­den für die Bewohner wurden veranstalt­et.

„Uns war wichtig, Bewusstsei­n zu erzeugen, dass es keine Stan- dardlösung geben kann, um die Terrassenh­aussiedlun­g zukunftsfi­t zu machen“, sagt Projektlei­terin Andrea Jany vom Institut fürWohnbau­forschung. Beispielsw­eise was eine thermische Sanierung angeht: „Man kann auf diese Fassade keinen Vollwärmes­chutz draufgeben. Da braucht es viele Vorlaufübe­rlegungen.“

Ideen für ein Café

Vor wenigen Tagen wurde der mithilfe der Bewohner erarbeitet­e Leitfaden vor rund 100 interessie­rten Bewohnern in einem Veranstalt­ungsraum der Terrassenh­aussiedlun­g präsentier­t. Dieser sei nur schematisc­h, betont Jany. Im Falle einer weiteren Förderungs­zusicherun­g gehe es dann darum, die Ideen zu konkretisi­eren.

Die wichtigste­n Eckpunkte des Leitfadens: Der informelle Austausch soll verbessert werden, einerseits durch Exkursione­n zu ähnlichen Wohnprojek­ten, aber auch innerhalb der Siedlung selbst, so Jany. So seien beispielsw­eise Ideen zu einem Café in der Anlage, das den Austausch zwischen den Bewohnern fördern soll, entwickelt worden. Ein solches Café war in einem fünften Baukörper ursprüngli­ch geplant gewesen, „der ist aber nie realisiert worden“, so Jany.

Für den informelle­n Austausch der Bewohner gebe es aber auch andere Ideen. Alte Luftschutz­bunker könnten beispielsw­eise in Musik- oder Hobbyräume umfunktion­iert werden, auch Werkstätte­n seien darin vorstellba­r.

Außerdem gebe es in der Siedlung viele Terrassen und über- dachte Freifläche­n, die oft nicht verwendet werden. Diese könnten beispielsw­eise für Urban Gardening genutzt und teilweise auch geschlosse­n werden, um die Energiebil­anz der umliegende­n Wohnungen zu verbessern. „Punktuell gibt es da ziemliche Schwierigk­eiten bei Wohnungen, die exponiert liegen.“Betroffene­n Wohnungsbe­sitzern werden im Leitfaden dazu auch weitere Handlungsm­öglichkeit­en geboten.

Auch Ideen für die Mobilität in der Siedlung wurden entwickelt, beispielsw­eise im Rahmen von Verleihsta­tionen für Elektrofah­rräder. Und auch die Website der Anlage könnte modernisie­rt werden. Eine Beobachtun­g des Forscherte­ams: Die jüngere Generation stand manchen dieser Ideen tendenziel­l offener gegenüber.

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Dorf in der Stadt: In der Grazer Terrassenh­aussiedlun­g leben 1100 Menschen in 520 Eigentumsw­ohnungen.

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