Bildungsaktivität der Österreicher steigt
Die Erwachsenenbildung erreichte laut aktuellen Bildungszahlen der Statistik Austria einen neuen Höchststand. 60 Prozent der Personen zwischen 24 und 65 bilden sich weiter. In den Betrieben verstärkt sich der Trend zu Kurzausbildungen.
Wien – Vor fünf Jahren gaben 48 Prozent der Erwachsenen (zwischen 25 bis 64) an, sich in den vergangenen zwölf Monaten weitergebildet zu haben. Bei der Erwachsenenbildungserhebung 2016/17 liegt dieser Wert bei 60 Prozent. Der starke Anstieg zeigt sich auf allen Bildungsebenen. Bei Personen, die nur einen Pflichtschulabschluss haben, fiel der Anstieg aber schwächer aus (siehe Grafik).
Für die Erhebung wurde ein weitgefasster Bildungsbegriff gewählt: Laut Statistik Austria zählen formale Bildungsaktivitäten wie eine Ausbildung im regulären Schul- und Hochschulwesen genauso wie nichtformale Bildungsaktivitäten wie Weiterbildung in Kursen, Seminaren, Workshops, Vorträgen, Schulungen am Arbeitsplatz oder in Privatunterricht.
Vor allem bei Erwerbstätigen war ein starker Zuwachs der Weiterbildungsteilnahme von 54 Prozent auf 68 Prozent zu verzeichnen. Bei Arbeitslosen fiel der Anstieg mit rund fünf Prozentpunkten auf 47,7 Prozent geringer aus. Mit zunehmendem Alter nehmen auch die Weiterbildungsaktivitäten ab. Nur rund 41 Prozent im Alter zwischen 55 und 64 bilden sich weiter. Mit rund 74 Prozent sind Männer zwischen 25 und 34 Jahren am aktivsten, Frauen holen mit zunehmendem Alter aber auf und sind in der Altersspanne 55 bis 64 bildungsaktiver.
Im europäischen Vergleich liegt Österreich hinter der Schweiz, den Niederlanden, Schweden und Norwegen an fünfter Stelle. Auch bei der betrieblichen Weiterbildung liegt Österreich diesmal hinter Lettland, Norwegen, Schweden und der Tschechischen Republik auf Platz fünf. Für die Erhebung wurden Unternehmen mit mindestens zehn Beschäftigten zum Ausmaß ihrer Weiterbildungsaktivität (ohne Lehrlingsausbildung) befragt. Dabei zeigt sich, dass 88 Prozent dieser Betriebe im Jahr 2015 ihren Beschäftigten Weiterbildung angeboten haben.
Fast die Hälfte der Beschäftigten (45,4 Prozent) hat 2015 an betrieblichen Weiterbildungen teilge- nommen. Großbetriebe mit mehr als 250 Beschäftigten investieren dabei stärker in Weiterbildung. Knapp 55 Prozent der Mitarbeiter in großen Unternehmen nahmen 2015 an einer Weiterbildung teil, 2010 waren es gut 38 Prozent.
Markant war aber der Rückgang der Schulungsdauer. Waren es bei der letzten Erhebung 2010 noch rund 30 Stunden im Jahr, die sich Mitarbeiter im Rahmen ihrer Arbeitszeit weitergebildet haben, so sank dieser Wert 2015 auf rund 23 Stunden.
Kurze Weiterbildung
Für Konrad Pesendorfer, Generaldirektor der Statistik Austria, zeigt sich ein europäischer Trend hin zu kürzeren Ausbildungen, von denen aber mehr Mitarbeiter profitieren. Mit durchschnittlich 14 Stunden pro Jahr gibt es die wenigsten betrieblichen Weiterbildungsstunden in der Tschechischen Republik, an denen aber 84 Prozent der Beschäftigten teilgenommen haben. Auch bei den Bildungsausgaben wurde bei den Unternehmen gespart. Die Gesamtausgaben für Weiterbildungen beliefen sich im Jahr 2015 auf 1365 Euro je teilnehmende Person. Gegenüber 2010 bedeutet das einen Rückgang um rund 700 Euro pro Teilnehmer. Diese Entwicklung ist vor allem auf einen Rückgang der Ausgaben in Großunternehmen von 2212 Euro auf 1348 Euro pro teilnehmende Person zurückzuführen, heißt es dazu aus der Statistik Austria.