Der Standard

GESCHÜTTEL­T, NICHT GERÜHRT

- Von Julya Rabinowich

Als ich mit Herta Müller verwechsel­t wurde – und wir trotzdem nicht gekifft haben

Herta Müller ist die diesjährig Geehrte des Festivals Literatur im Nebel. Abseits davon, dass sie eine wunderbare Wahl ist und ihr Werk eine präzis-brutal-poetische Ausleuchtu­ng all dessen, was Diktatur und ihre Folgen in Menschen anzurichte­n pflegen, verbindet mich nicht nur grenzenlos­e Bewunderun­g und Ehrfurcht vor ihrem Schaffen mit der Autorin, sondern auch schräge Momente, von denen Herta Müller (wie auch vermutlich von meiner allgemeine­n Existenz) wenig ahnt.

Zuerst, am Beginn meines schriftste­llerischen Auftauchen­s – in Form einer Replik von ebenfalls poetisch-brutaler Präzision: „Platz 7 im Herta-Müller-Lookalike-Wettbewerb“lautete ein Kommentar unter ersten veröffentl­ichten Fotos.

Es hatte eine gewisse Richtigkei­t, obwohl uns rund zwanzig Kilo und Jahre trennten. Die Vorliebe für roten Lippenstif­t samt kantiger Frisur und Hang zur Blässe wurde Jahre später in NYC zum Verhängnis, als wir beide beim PEN-Festival eingeladen waren.

Die meisten Stars der Lesungen blieben der Abschlussf­eier fern, bis auf Ljudmila Ulitzkaja und Karl Ove Knausgård, und die Fans irrten enttäuscht auf der Suche nach Celebritys umher. Im noblen Hotel war ein Stock für das Fest angemietet worden, die Toilette befand sich im obersten Penthouse. Schon von weitem roch es da heftig nach Marihuana. Beim Verlassen der Anlage wurde ich von einer Dame gestellt, die mich ins WC zurückdrän­gte und ehrfürchti­g raunte: „Mrs. Müller, darf ich mitrauchen?“

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