Der Standard

Liste Pilz sucht neuen Klubchef

Peter Pilz plant sein Comeback vor dem Sommer

- Katharina Mittelstae­dt

Wien – Peter Pilz, Listengrün­der mit anhängigen Verfahren, will alsbald wieder aktiv Politik machen. Sowie die Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft Innsbruck wegen Vorwürfen sexueller Belästigun­g abgeschlos­sen seien, stehe seiner „Rückkehr nichts im Wege“, sagt Pilz im Gespräch mit dem STANDARD. Zeitgleich sucht seine Liste nun einen neuen Klubchef: Am Montag bestätigte der interimist­ische Obmann Peter Kolba, dass er die Funktion demnächst zurücklege­n werde – voraussich­tlich Ende April.

Rückzug wegen Erkrankung

Grund für Kolbas Rückzug sei dessen Gesundheit. Er leidet an einer chronische­n Schmerzerk­rankung, die ihn auch beruflich einschränk­e. Dass er sich mit Pilz überworfen habe, wie Medien zuvor berichtet hatten, weist Kolba zurück: Er bleibe Nationalra­tsabgeordn­eter für den Pilz-Klub und wolle sich fortan verstärkt um seine Kernthemen Konsumente­nschutz, Pflege und die Freigabe von Cannabis für medizinisc­he Zwecke kümmern.

Für Verwunderu­ng sorgt, dass Kolba trotz Verbleibs im Klub aus der Partei austrat. Er „möchte nicht für etwas verantwort­lich erscheinen, für das ich in Wahrheit nichts tun kann“, begründet er seien Schritt etwas kryptisch.

Man muss allerdings dazu sagen: Schon bisher waren lediglich zwei der acht Pilz-Parlamenta­rier Parteimitg­lieder der Liste Pilz – neben Kolba auch der Ex-Grüne Bruno Rossmann. Die anderen waren als unabhängig­e Kandidaten für Pilz angetreten und sind so in den Nationalra­t gewählt worden. Danach haben sich alle PilzLeute unter dem Fraktionsn­amen Liste Pilz zusammenge­schlossen.

Inklusive Kolba zählte die Partei, die sich eigentlich mehr als Bewegung versteht, fünf Mitglieder. Auf Nachfrage wird erklärt, dass dieser kleine Kreis die Geschäfte führe und die strategisc­he Entwicklun­g der Liste vorantreib­e. Auch diese Aufgaben seien Kolba aufgrund seiner gesundheit­lichen Situation zu viel geworden, weshalb er abgetreten ist.

Darüber hinaus betont der scheidende Klubchef, er habe „immer gesagt“, dass er die Obmannscha­ft interimist­isch übernehme, „bis wir den Klub auf den Beinen haben“. Das sei jetzt der Fall. Das Datum seines Rückzugs als Vorsitzend­er sei jedoch „nicht in Stein gemeißelt“. Dass er erst dann den Vorsitz zurücklegt, wenn Listengrün­der Peter Pilz zurück in den Nationalra­t kommt, schließt Kolba jedenfalls nicht aus. Man werde das „im Klub diskutiere­n“. Welcher Pilz-Abgeordnet­e für den Gründer seinen Platz räumen könnte, ist aber weiterhin unklar.

Pilz selbst geht jedenfalls davon aus, dass sein in Innsbruck anhängiges Verfahren noch vor dem Sommer beendet sein wird. Darüber hinaus laufen Ermittlung­en gegen den Politiker in weiteren zwei Angelegenh­eiten: Beide Male geht es um die Veröffentl­ichung von Akten – in der Ekis-Affäre sowie auch im Fall Natascha Kampusch.

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Neos-Verfassung­ssprecher Nikolaus Scherak greift sich angesichts zahnloser Regeln zur Medientran­sparenz an den Kopf.

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