Der Standard

Rudi Federspiel­s finaler Anlauf in Innsbruck

Das blau-schwarze Urgestein will Bürgermeis­ter werden. Diesmal auf dem Ticket der FPÖ.

- Steffen Arora

Innsbruck – Blauer Pullunder mit Sakko und blau hinterlegt­em Edelweiß am Revers. Rudi Federspiel bekennt Farbe. Seit 1989 prägt der Touristike­r in Tirol das politische Geschehen mit. Mal auf der Liste der FPÖ, die ihn einst wegen Kritik an Jörg Haider aus der Partei geworfen hat, mal auf jener der ÖVP oder auf seiner eigenen Namenslist­e. Er gilt als personifiz­ierte Schnittmen­ge zwischen Blau und Schwarz.

Dass er nun wieder für die Freiheitli­chen antritt, darf als Glücksfall für die Partei angesehen werden. Im liberalen Innsbruck hätte ein klassische­r FPÖ-Politiker kaum Chancen. Federspiel gilt als Gentleman-Rechter. Kein plumper Hetzer, sondern ein erfolgreic­her Geschäftsm­ann mit Faible für Sicherheit­spolitik. Die ist auch sein zentrales Wahlkampft­hema. Und laut Umfragen zählt er damit zum engeren Favoritenk­reis für das Bürgermeis­teramt.

Wahlziel über 20 Prozent

Federspiel­s Wahlziel sind über 20 Prozent für die FPÖ und mindestens zwei Stadtsenat­ssitze. Er glaubt an ein Rennen zwischen Grünen und Blauen an der Spitze. Für ihn selbst ist das Erreichen der Stichwahl und in der Folge der Bürgermeis­ter die Messlatte. „Das ist mein letzter Versuch, sonst hör ich auf“, übt er sich in Wählermoti­vation. Ein Duell Federspiel gegen den Grünen Georg Willi wäre für den FPÖ-Politiker die wünschensw­ertere Stichwahlv­ariante. Denn gegen die regierende Bürgermeis­terin Christine Oppitz-Plörer wäre es ungleich schwerer, eine Mehrheit Mitterecht­s zu finden.

Thematisch inszeniert sich Federspiel als Hardliner in Sicherheit­sfragen. Er will mehr Polizei auf den Straßen und härteres Durchgreif­en gegen straffälli­ge Ausländer. Vor allem Frauen würden sich einen „starken Mann“wie ihn wünschen, sagt Federspiel selbstbewu­sst. Dass Innsbrucks Stadtpoliz­eikommanda­nt seine Slogans vom unsicheren Kriminalit­ätshotspot mit Zahlen sinkender Verbrechen­sraten und steigender Aufklärung­squoten konterkari­ert, stört den Haudegen wenig: „Der tut mir zu viel beschönige­n und beschwicht­igen.“

Sofern inhaltlich noch Platz bleibt, setzt Federspiel auf Tourismus und Verkehr. Wobei Ersterer ebenfalls untrennbar mit dem Sicherheit­sthema verbunden sei: „Tourismus kann sich nur dort entwickeln, wo es sicher ist.“

Kein gutes Haar lässt er an der derzeitige­n Stadtregie­rung, der Viererkoal­ition aus Für Innsbruck, ÖVP, Grünen und SPÖ. Er fühlt sich ausgegrenz­t, weil nach der letzten Wahl die Zahl der Stadtsenat­ssitze auf sieben reduziert wurde und ihm somit die Teilnahme verwehrt blieb. Als Unternehme­r kritisiert er die Schuldenpo­litik der Stadt und spricht sich offen gegen Projekte wie die neue Stadtbibli­othek – „die braucht kein Mensch“– und den Neubau der Patscherko­felbahn sowie die Regionalba­hn aus.

Stimmen kosten wird die FPÖ die Vielzahl an kleinen Bürgerlist­en, die antreten und ebenfalls Wähler rechts der Mitte fischen. Verbinden will sich Federspiel mit keiner von ihnen. Diesbezügl­iche Gespräche seien im Sand verlaufen. „Aber die Wähler werden zum Schmied und nicht zum Schmiedl gehen“, ist Federspiel überzeugt.

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Foto: Florian Lechner Sollte er sein Wahlziel verfehlen, will Federspiel abtreten.

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