Der Standard

Für Kicker- und Kunstsamml­er

Picken für den guten Zweck im Tschutti-WM-Album

- Colette M. Schmidt

Wien – Für den Rapid-Spieler Christophe­r Dibon war es Liebe auf den ersten Blick: Er kannte das Tschutti-Heftli, das 2008 in der Schweiz entstanden­e alternativ­e WM-Sammelalbu­m, nicht und sammelte Panini. „Ich werd jetzt natürlich umsteigen, weil es mir echt taugt“, so Dibon bei der Präsentati­on des neuen Albums.

Wer „Bildli“in sein TschuttiHe­ftli klebt, sammelt auch Kunst. 530 Sticker wurden von Künstlern und Illustrato­ren aus der ganzen Welt gestaltet. In der Jury, die sie auswählten, saßen etwa PussyRiot-Frontfrau Nadeschda Tolokonnik­owa und der Comiczeich­ner Nicolas Mahler. Unter den Künstlern ist auch der 13-jährige Enno Osten aus Wien, der in der Kategorie U13 Allstars gewann. Statt auf Fotos ist jedes Team in einen anderen Stil verewigt: Die Spanier sehen aus wie von alten Meistern festgehalt­en, etwas bunter sind die Deutschen gezeichnet, die Rumänen müssen alle als Vampirkari­katuren einlaufen, die Spieler aus dem Senegal holzschnit­tartig, und Ronaldo ist nicht ganz so schick, wie man ihn kennt.

Was das Kleben noch schöner macht: Das Geld für die Sammelleid­enschaft fließt in einen guten Zweck, denn verkauft werden die Heftli um vier Euro und die Päckchen mit je zehn Stickern um 1,50 Euro vom Sozialunte­rnehmen Job-Transfair, das sich um Menschen kümmert, die am Arbeitsmar­kt benachteil­igt sind. Andere karitative Partner sind die Initiative Hunger auf Kunst und Kultur oder das Kinderhilf­swerk Terre des Hommes Schweiz.

In der Schweiz hat alles begonnen, wie sich Tschutti-Vereinsprä­sident Silvan Glanzmann erinnert. „Eine Idee bei einem Bier am Abend“war es 2008, gedacht für den Freundeskr­eis in Luzern. Eine Erfolgsges­chichte: Seither wurden 16 Millionen Bildli verkauft. Verkaufsst­ellen gibt es nun in Wien, Graz, Linz und Amstetten etwa in Museumssho­ps und sozialökon­omischen Betrieben.

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