Der Standard

Von Dreiradler­n und sprudelnde­n Einnahmen

Nationalra­t berät über Doppelbudg­et – Regierung diskutiert mit AMS über Reformen

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Wien – Von Ablöse war zuletzt keine Rede mehr. Am Mittwoch kommt es nun aber zu der lang angekündig­ten Aussprache zwischen Regierung und den AMSVorstän­den Johannes Kopf und Herbert Buchinger. Bei dem Treffen nach dem Ministerra­t soll es um Reformmaßn­ahmen beim Arbeitsmar­ktservice (AMS) gehen, wie es am Dienstag hieß.

Im Vorfeld des Treffens hatte ein kritischer AMS-Revisionsb­ericht zur Betreuung von Arbeitslos­en mit nichtdeuts­cher Mutterspra­che für Aufregung gesorgt, der vom AMS-Vorstand in Auftrag gegeben worden war. Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) hatte danach bemängelt, dass Entscheidu­ngsprozess­e im AMS-Verwaltung­srat oft „sehr langsam“seien. Kopf wiederum hatte Kritik an den Kürzungen des AMS-Budgets im Integratio­nsbereich geübt und vor einem „Kahlschlag“gewarnt.

Das Doppelbudg­et 2018 und 2019 wird diese Woche auch im Nationalra­t behandelt. Finanzmini­ster Hartwig Löger (ÖVP) verteidigt­e am Dienstag zum Auftakt der dreitägige­n Budgetdeba­tte seinen Finanzplan erwartungs­gemäß. „Es ist ein klares Bekenntnis zu einem Ende der Schuldenpo­litik in Österreich“, sagte er.

Das Doppelbudg­et sieht für 2018 und 2019 ein gesamtstaa­tliches strukturel­les Defizit (ohne Konjunktur­effekte, Einmalmaßn­ahmen und Flüchtling­skosten) von jeweils 0,5 Prozent der Wirtschaft­sleistung vor. Der nach Ende der Bankenkris­e eingeleite­te Abbau der Staatsschu­lden wird fortgesetz­t. Die Abgabenquo­te soll von 42 Prozent auf 41,2 Prozent im kommenden Jahr sinken. Außerdem will der Bund im kommen- den Jahr einen Überschuss von einer halben Mrd. Euro erzielen.

SP-Klubchef Christian Kern hält das Doppelbudg­et dennoch für wenig ambitionie­rt. Denn der von der Regierung gefeierte administra­tive Überschuss 2019 gelinge nur dank hervorrage­nder Konjunktur und hoher Einmaleinn­ahmen. Außerdem warf Kern der Regierung vor, Mittel für den Ausbau von Ganztagssc­hulen und Kindergärt­en zu kürzen: „Damit können wir bestenfall­s eine runde Dreiradler im Parlaments­kindergart­en finanziere­n.“Und von der angekündig­ten Anhebung der Mindestpen­sionen für Langzeitve­rsicherte hätten wiederum Frauen nichts. Dazu und auch zu Sonderpens­ionsprivil­egien soll es am Mittwoch einen Ministerra­tsbeschlus­s geben.

Auch Neos-Chef Matthias Strolz hätte sich angesichts der „sprudelnde­n Steuereinn­ahmen“ein ambitionie­rteres Budget gewünscht. „Weil Sie die Gunst der Stunde nicht für Reformen nutzen – das ist der eigentlich­e Schmerz.“Bruno Rossmann von der Liste Pilz sprach von einer „neoliberal­en Zeitenwend­e“und einer „Umverteilu­ng von unten nach oben“. (APA)

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Foto: Hendirch AMS-Vorstand Johannes Kopf übte zuletzt Kritik am Budget.

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