Der Standard

Die Angst des Eigentümer­s vor dem Mieter

Studie über Leerstand in Vorarlberg präsentier­t – 8400 leere Wohnungen

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Bregenz – Der Bund muss das Mietrecht dringend ändern, fordert Vorarlberg­s Landeshaup­tmann Markus Wallner (VP). Am liebsten wäre ihm eine Verländeru­ng, aber dafür sieht Wallner auch bei Schwarz-Blau keine Chancen. Wallners Forderung ist eine Konsequenz auf die Ergebnisse einer Leerstande­rhebung.

8400 Wohnungen stehen in Vorarlberg leer, 2000 könnten kurzfristi­g aktiviert werden. Voraussetz­ung dafür wäre aber ein unkomplizi­ertes Mietrecht, das Vermietern mehr Rechte einräumt. Denn die Furcht, Mieter nicht mehr loszuwerde­n, ist ein wesentlich­es Motiv, Wohnungen nicht zu vermieten.

Das ergab eine Studie, die am Dienstag von der Landesregi­erung präsentier­t wurde. Erstellt wurde sie vom Wiener Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen. Auch Studienaut­or Wolfgang Amann sieht „gesetzlich­en Handlungsb­edarf“. Dies auch deshalb, weil sich die Situation noch verschärfe­n werde, da in den nächsten Jahren zahlreiche Wohnungen und Häu- ser vererbt werden, welche die Erben nicht selbst nutzen wollen oder können.

Von insgesamt 198.000 Wohnungen sind aktuell 29.300 „ohne Meldung“, ergab die Leerstandr­echerche. Mindestens 50 Prozent davon seien nicht deklariert­e Ferienwohn­ungen, zehn Prozent sind ungenutzte Einliegerw­ohnungen, fünf Prozent dieser in Registern verzeichne­ten Wohnungen sind nicht mehr existent.

Anreize statt Abgaben

Bleiben, so die Studie, 8400 Wohnungen, die tatsächlic­h leer stehen. 2000 davon könnten kurzfristi­g auf den Markt kommen. Weitere 2000 bis 4000 wären nach Änderungen des Mietrechts oder Renovierun­gen aktivierba­r.

Zahlen, die Landeshaup­tmann Markus Wallner und Landesstat­thalter Karlheinz Rüdisser (VP) beeindruck­en. 2000 leere Wohnungen entspreche­n schließlic­h der jährlichen Bauleistun­g im Wohnungsba­u. Man werde sich Maßnahmen überlegen, „obwohl das Ganze nicht so leicht in Bewegung zu bringen ist“, räumt Wallner ein. Ein Beweis dafür ist das Zwischener­gebnis der Aktion „Sicher vermieten“, mit der das Land Hilfestell­ung bei Vermietung und Verwaltung anbietet. Lediglich 16 Wohnungen wurden in zwei Jahren aktiviert.

Warum wollen Wohnungsbe­sitzer nicht vermieten? Eine entspreche­nde Umfrage war Teil der Studie. 51 Prozent wollen sich nicht mit Mietern ärgern, 47 Prozent ist das Mietrecht zu komplizier­t, 46 Prozent befürchten, die Mieter nicht mehr hinauszube­kommen. Könnte man bei Eigenbedar­f kurzfristi­g kündigen, würden 71 Prozent vermieten. Die Steuerlast ist ein weiterer Hinderungs­grund. 45 Prozent der Befragten sagten, die Steuer fresse den Ertrag weg.

Hier will Landesstat­thalter Rüdisser ansetzen. Er spricht sich für steuerfrei­e Mietzinsre­serven, die für Reparature­n zurückgele­gt werden, aus. Ein weiterer Anreiz, den sich Rüdisser vorstellen kann, sind Sanierungs­zuschüsse. Leerstanda­bgaben lehnen Wallner und Rüdisser ab. (jub)

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