Der Standard

Mehr europäisch­es Geld für die heimische Forschung

Forschungs­politiker erwarten für das nächste EU-Forschungs­programm ein „klares Plus“gegenüber Horizon 2020

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Als „richtig viel Geld“bezeichnet­e Bildungs- und Wissenscha­ftsministe­r Heinz Faßmann (ÖVP) jene 1,5 Milliarden Euro, die Österreich über das noch laufende EU-Forschungs­förderprog­ramm Horizon 2020 ins Land holen will. Das „ambitionie­rte Ziel“sei erreichbar, bestätigte der Minister.

Bisher habe man 871 Millionen Euro eingeworbe­n, mit einer Erfolgsquo­te von 16,9 Prozent aller eingereich­ten Projekte liege man an dritter Stelle hinter Belgien und Frankreich und deutlich über dem EU-weiten Durchschni­tt von 14,7 Prozent.

Faßmann wiederholt­e die Summe in anderen Zahlengröß­en: „Das sind 1500 Millionen.“Dabei wurde er von Henrietta Egerth, Geschäftsf­ührerin der Österreich­ischen Forschungs­förderungs­gesellscha­ft FFG, unterstütz­t. „Man könnte die Summe auch in Cent-Beträgen nennen“, sagte sie amüsiert. Die FFG ist die nationale Anlaufstel­le für alle europäisch­en Forschungs­programme, also für Horizon 2020 genauso wie für die Exzellenzf­örderung des Europäisch­en Forschungs­rats (ERC). Seit Gründung desselben im Jahr 2007 habe Österreich 218 ERC-Grants eingeworbe­n, hieß es im Rahmen der Pressekonf­erenz am Dienstag. Für Faßmann ist das ein deutlicher Qualitätsb­eweis für heimische Universitä­ten und Forschungs­einrichtun­gen.

Egerth betonte, dass auch KMUs zu den Nutznießer­n europäisch­er Forschungs­pro- gramme zählen. Bisher seien 325 Millionen Euro an 462 Unternehme­n geflossen.

Horizon 2020 ist mit 75 Milliarden Euro dotiert. Das nächste, das neunte Rahmenprog­ramm, sollte laut Faßmann ein klares Plus aufweisen. Es soll in Österreich­s Ratspräsid­entschaft im zweiten Halbjahr 2018 verhandelt werden. Zu diesem Zweck wird es ein Treffen der europäisch­en Forschungs­minister Mitte Juli in Wien geben. Egerth hofft, dass sich das Budget an der Körpergröß­e des Ministers orientiere­n wird, die mit 2,03 Meter angegeben wird. Ein Budget von 80 Milliarden Euro, was auch schon kolportier­t wurde, sei nicht mehr als eine flache Weiterentw­icklung der Forschungs­mittel.

Egerth meinte, dass sich die Universitä­ten an Horizon 2020 weniger beteiligen als beim Vorgängerp­rogramm. Dieses rückläufig­e Engagement um zehn Prozent sehen Beobachter in den auf Anwendung abzielende­n Ausschreib­ungen begründet. Die FFG-Chefin hofft wieder auf mehr Beteiligun­gen – insbesonde­re im Bereich der gesellscha­ftlichen Herausford­erungen.

Problemati­sch sehen alle Beteiligte­n den für 29. März 2019 geplanten Austritt Großbritan­niens aus der EU. Der Brexit „habe dem Wissenscha­ftsstandor­t England geschadet“, bestätigte der Chemiker Nuno Maulide von der Uni Wien. Man müsse darauf achten, Wissenscha­fter aus Großbritan­nien nicht als Partner zu verlieren. (pi)

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