Jetzt kommt Bewegung rein in die ÖBB
Aufsichtsräte diverser ÖBB-Teilkonzerne bringen dieser Tage Postenbesetzungen auf den Weg. Die ersten Verträge reifen im ÖBB-Personenverkehr ab. Stückgut macht Verluste.
Wien – Nach der Aufsichtsratsneubesetzung durch Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) kommen bei der ÖBB die ersten Personalbestellungen in die Gänge. Zumindest zwei der drei Direktorenposten des Teilkonzerns ÖBB-Personenverkehr werden demnächst ausgeschrieben, bestätigt ein ÖBB-Sprecher auf Anfrage des STANDARD. Die entsprechenden Beschlüsse fasst der von ÖBB-Holding-Chef Andreas Matthä präsidierte Personenverkehr-Aufsichtsrat dieser Tage.
Es handelt sich dabei um die Vorstandsdirektorinnen Valerie Hackl (Marketing, Fernverkehr, Digitale Mobilität) und Evelyn Palla (Nah- und Regionalverkehr, Finanzen, Recht, Einkauf), deren Verträge Ende November auslaufen und, wie man hört, nicht verlängert werden. Letzteres gilt vor allem für Hackl, die einst als Vorstandsassistentin von Christian Kern in die ÖBB-Holding gekommen war. Palla, der die notwendige Härte in den Verhandlungen mit den Bundesländern über die Verkehrsdienstverträge attestiert wird, könnte in anderer Funktion im ÖBB-Konzern bleiben, sagen Insider unter Berufung auf einschlägige Überlegungen seitens der Bahnführung.
Der dritte Vorstandsposten (Produktion, Qualitätsmanagement, Sicherheit) sei bereits in Ausschreibung, betont man in der Staatsbahn. Abhängig von der Qualität der Bewerbungen schließen Auskenner nicht aus, dass die Aufgaben neu verteilt und ein Vorstandsmandat nicht nachbesetzt, also eingespart, werden könnte. Mit Blick auf die Frauen- quote, die nicht unter die Räder kommen dürfe, wird als potenzielle Kandidatin für die ÖBB-Personenverkehr-Chefetage in Bahnkreisen Personalchefin Veronika Zügel genannt. Sie war von Hilti zur ÖBB gekommen.
Per Zeitablauf löst sich die Verschlankung des Vorstands der ÖBB-Güterbahn Rail Cargo Austria (RCA). Der Vertrag des ebenfalls vom früheren Bahnchef vom Verbund mitgebrachten Erik Regter läuft im Februar aus und soll nach den im Ministerium gewälzten Personalplänen nicht nachbesetzt werden. Das 2017 bestellte Führungsduo aus Clemens Först und Thomas Kargl sei ausreichend, heißt es.
Noch nicht ausgeknobelt ist die neue Zusammensetzung der Chefetage des für Bahnausbau und -betrieb zuständigen Teilkonzerns ÖBB-Infrastruktur. Der für Bahnbetrieb zuständige Franz Seiser wird im Sommer 60 und könnte als Alteisenbahner bald in den Ru- hestand treten – wie der für Bau zuständige Franz Bauer (61). Ob der als SPÖ-nahe punzierte Seiser weitere drei Jahre bleiben darf, sei eine Frage der Alternativen, heißt es in ÖBB-Aufsichtsratskreisen. Als eine solche gilt bei Bahninsidern der Geschäftsführer der ÖBB-Business Competence Center, Johann Pluy. In der BCC sind Informations- und Kommunikationstechnik gebündelt, sie ist mit dem Bahnstrom das Nervenzentrum der Bundesbahn.
Vom Tisch dürfte inzwischen übrigens die diskutierte vorzeitige Vertragsauflösung mit der ebenfalls der roten Reichshälfte zugeordneten ÖBB-Infrastruktur-Finanzchefin Silvia Angelo sein. Deren Vertrag werde derzeit nicht angetastet, heißt es.
Dringend Handlungsbedarf orten die neuen ÖBB-Eigentümervertreter im Ministerium und im ÖBB-Aufsichtsrat hingegen beim Logistik-Joint-Venture Q-Logistics, das der ÖBB zu 60 Prozent ge- hört und mit Quehenberger betrieben wird. Von Millionenverlusten in zweistelliger Höhe ist die Rede, die mit den von der RCA in die ÖBB-Holding ausgelagerten Kontraktlogistik (Stückguttransporte Weißware) eingefahren werden.
Stückgut wieder attraktiv
Für den ÖBB-Konkurrenten DB Schenker, Logistiker der Deutschen Bahn, sind Stückguttransporte genau das Gegenteil: eines der 2017 mit plus 14 Prozent stark wachsenden Geschäftsfelder. Man mache die gesamte Lagerlogistik und weltweite Auslieferung für Kunden wie Handykonzerne, sagte DB-Schenker-ÖsterreichChef Helmut Schweighofer. Trotz Konsolidierung bei Seefrachtreedereien stieg der Umsatz in dem von Österreich verantworteten Ostgeschäft um 10,9 Prozent auf 1,48 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis (Ebit) stieg auf 50 Millionen Euro, das sind um zehn Millionen mehr als 2016.