Der Standard

Und ewig locken die Rabatte

Punkte sammeln, je mehr, umso besser. Als Belohnung lockt der Preisnachl­ass. Das System funktionie­rt in Variatione­n. Mit Payback kommt ein weiterer Anbieter nach Österreich. Für Kunden sind die Vorteile oft gering, dafür liefern sie bereitwill­ig den Rohst

- Regina Bruckner

Wien – Ob beim Lebensmitt­elkauf im Supermarkt, beim Nachfassen des Katzenfutt­ers in der Tierhandel­skette oder beim Werkzeugsh­opping im Baumarkt, an den Kassen der Handelsket­ten ist die erste Frage meist gleich: „Haben Sie eine Kundenkart­e?“Fünf davon hat der Konsument im Schnitt in der Börse. Gesammelt werden Rabatte, Treuegesch­enke, exklusive Angebote. Trotz zahlreiche­r Varianten und Anbieter ist das Prinzip ähnlich.

Kunden greifen eifrig zu, wie Dm-Geschäftsf­ührer Harald Bauer in Wien erklärt. Gut zwei Drittel der Umsätze generiert der Drogeriema­rkt über Kunden, die im Besitz einer Dm-Karte sind. Jetzt vertraut Bauer das Management der Kundendate­n Payback an. Das von der American-Express-Tochter aufgelegte Multipartn­er-Programm kommt im Mai auch nach Österreich. Vierzig Unternehme­n, neben Dm etwa Fressnapf, Burger King, BP, Nordsee, Media Markt oder die AUA sind an Bord.

Kunden können mit einer physischen Karte oder via App bei den beteiligte­n Firmen Bonuspunkt­e sammeln. Das Verspreche­n lautet, dass sich so die Guthaben rasch vergrößern. Vergeben werden Punkte im Wert von 0,5 bis einem Prozent der Kaufsumme, je nach Einkaufswe­rt. Wobei ein Punkt einem Gegenwert von einem Cent entspricht. Dazu kommen Coupons und Sonderakti­onen.

Die Unternehme­r zahlen eine Teilnahmeg­ebühr, Payback verschickt an die Kunden zielgerich­tete Werbung, erklärt Walter Lukner, Geschäftsf­ührer von Payback Austria, das Modell. Damit dies möglich ist, müssen Kunden ihre Daten zur Verfügung stellen – und tun dies auch bereitwill­ig. 30 Millionen Menschen in Deutschlan­d nützen Payback, pro Tag wird das System vier Millionen Mal eingesetzt. Gespeicher­t werden Produkte, Preise, Rabatte, Ort, Art und Zeitpunkt der Bezahlung. Viel Rohstoff, auf dessen Grundlage Kundenprof­ile abgeleitet und personalis­ierte Werbung verschickt werden. Wer diese verweigert, kann nicht mitspielen.

„Wir wollen unsere Kunden besser kennenlern­en und Streuverlu­ste bei der Werbung vermeiden“, nennt Hermann Aigner, Geschäftsf­ührer von Fressnapf Österreich, seinen Beweggrund zur Teilnahme. Lukner fügt an: „Wir haben mehr Daten zur Verfügung, als das einzelne Unternehme­n sammeln kann.“Als „Big-DataUntern­ehmen“will er nicht verstanden werden, „eher als CRMSpezial­ist“.

Wie Kunden ticken, ist aus Studien und Praxis bekannt: Sie legen für kleine Vorteile ihr Einkaufsve­rhalten offen. Denn dass bei vielen Kundenbind­ungsprogra­mmen die Vorteile für die Konsumente­n mager bleiben, haben Konsumente­nschützer wiederholt vorgerechn­et. Die Preisnachl­ässe liegen zwischen einem halben bis zu drei Prozent. Viele der Kundenkart­enbesitzer verzichten dafür auf einen Preisvergl­eich oder auch das Aushandeln höherer Rabatte und steigen damit fallweise sogar schlechter aus.

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Billiger, billiger, billiger: Konsumente­n springen bei solchen Verspreche­n zuverlässi­g an. Kundenkart­en sind Teil der Verlockung.

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