Der Standard

Schwacher Franken öffnet Türe für Kreditnehm­er

Der Schweizer Franken büßt im zunehmend starken europäisch­en Wirtschaft­sumfeld seine Funktion als sicherer Hafen etwas ein. Das schwächt die Währung. Für Franken-Kreditnehm­er ist das eine Chance, ihren Kredit in niedrig verzinste Euroschuld­en zu tauschen.

- Bettina Pfluger

Wien – Der Schweizer Franken verliert seit mehr als einem Monat an Wert – die psychologi­sch wichtige Marke von 1,20 rückt wieder in greifbare Nähe. Das ist jenes Niveau, das die Schweizer Nationalba­nk SNB bis Jänner 2015 als Euromindes­tkurs fixiert hatte. Mit Aufhebung des Mindestkur­ses kamen Franken-Kreditnehm­er in Bedrängnis. Denn der Franken ist infolge der Aufhebung rasant gestie- gen, die in Franken aufgenomme­nen Kredite haben sich verteuert.

Experten gehen nicht davon aus, dass der Schweizer Franken in absehbarer Zeit weiter massiv abschwächt, „daher raten wir den Kreditnehm­ern, ernsthaft zu überlegen, zum jetzigen Zeitpunkt den Schweizer-Franken-Kredit zur Gänze (oder wesentlich­e Teile davon) in Euro zu konvertier­en“, heißt es aus der Erste Bank. Für Kreditnehm­er könnte das auch deswegen reizvoll sein, weil aktu- ell auch niedrige, langfristi­g fix gesicherte Zinsen im Euro vereinbart werden können. Das könnte im Zusammenha­ng mit einer – wenn vom Kunden gewünscht – Laufzeitve­rlängerung (die aber nur im Euro möglich ist) sogar zu einer Reduktion der monatliche­n Zahlungsve­rpflichtun­g führen. Es gelte hier aber, jedes Kreditverh­ältnis gesondert zu prüfen.

Dass der Franken schwächelt, hängt vor allem mit der gut laufenden Konjunktur in der Eurozone zusammen. Mit der zunehmende­n Sicherheit im europäisch­en Wirtschaft­sraum „nimmt für Investoren die Notwendigk­eit ab, den Schweizer Franken als sicheren Hafen zu kaufen“, erklärt Gerald Walek, Ökonom für die Eurozone bei der Erste Group.

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