Wo der Hebel anzusetzen ist
Die EU-Finanzaufsicht Esma beschränkt den Handel mit hochriskanten Anlageprodukten. Der Broker und Produktanbieter GKFX sieht darin eine Bevormundung der Kunden und eine Wettbewerbsverzerrung zugunsten klassischer Bankprodukte wie Zertifikate.
Wien – Was braucht man einer Anlegerweisheit zufolge, um an der Börse ein kleines Vermögen zu verdienen? Richtig, ein großes Vermögen. Wer dieses gerade nicht greifbar hat, muss andere Wege beschreiten – etwa jenen, auf die finanzielle Brechstange in Form von gehebelten Produkten zu setzen. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass man mit vergleichsweise geringen Einsätzen hohe Gewinne erzielen kann. Und genau darauf sind sogenannte Daytrader aus, also Privatpersonen, die mit zumeist kurzfristigen Finanzwetten ihr Auskommen bestreiten oder zumindest aufbessern wollen. Allerdings gelingt dies in der Praxis nur einer Minderheit.
Denn Hebelprodukte haben ihre Tücken. Sie sind Wetten auf die Preisentwicklung eines Basiswerts, etwa den deutschen Leitindex Dax. Bewegt sich dieser in vom Anleger erwartete Richtung um ein Prozent, erhöht sich der Wert das Hebelprodukts um ein Vielfaches. Wie viel genau, gibt der Hebel an. Allerdings greift das Prinzip auch, wenn es in die falsche Richtung geht – wodurch ein Totalverlust rasch eintreten kann. Dieses bunte Treiben hat nun die EU-Finanzaufsicht Esma durch ein neues Regelwerk für Privatanleger eingeschränkt.
„Wir begrüßen alle Maßnahmen zum Konsumentenschutz“, sagt der für Deutschland und Österreich zuständige Manager Arkadius Materla vom Broker GKFX. Allerdings ist er als Produktanbieter mit der von der Esma eingezogenen Höchstgrenze für den Hebel von sogenannten Contracts for Difference (CFDs) nicht glücklich. Mit CFDs können Trader auf steigende oder fallende Kurse eines Basiswertes setzen. Der Hebel ergibt sich daraus, dass Anleger nur eine Sicherheitsleistung (Margin) hinterlegen, die nur einem Bruchteil des Gesamtwerts der Position abdeckt.
Für Devisenprodukte gilt nun ein Maximalhebel von 30, bei Aktienindizes wie dem Dax ist nur ein Hebel von höchstens 20 zulässig. Eine Umfrage unter GKFXKunden habe ergeben, dass diese gern wesentlich höhere Hebel behalten hätten, sagt Materla: „Die Kunden sind gegen eine Bevormundung durch den Regulator.“
Allerdings zeigen Erhebungen nationaler Behörden über CFDs, dass in Europa zwischen 74 und 89 Prozent der Anlegerkonten Verluste aufweisen. „CFDs sind natürlich Produkte für spekulativ angehauchte Daytrader“, hält Materla entgegen. Er befürchtet, dass Anleger künftig zu Nicht-EU-Anbietern wechseln könnten, um den Esma-Auflagen zu entgehen. Zudem sieht er in der Hebel-Obergrenze eine „Wettbewerbsverzerrung“, da ihm zufolge klassische Produkte von Banken wie Zertifikate nach wie vor mit stärkeren Hebeln ausgestattet sein dürfen.
Keine Einwände hat er gegen andere Maßnehmen der Esma wie das Verbot binärer Optionen, das sind Ja-Nein-Wetten auf bestimm- te Ereignisse. Und auf eine Margin-Nachschusspflicht für CFDKunden habe sein Haus schon vor dem behördlichen Aus verzichtet.
Am häufigsten fragen GKFXKunden laut Materla im Aktienbereich Dax-Produkte nach, bei Währungen Euro-Dollar und bei Rohstoffen Gold sowie Rohöl. Kurzfristig hatte der Broker auch Bitcoin-CFDs im Programm, diese nach Warnungen von der Aufsicht wieder zurückgezogen – und zwar rechtzeitig, wie Materla betont, sprich „vor dem Platzen der Blase“. Sollten Bitcoin-Produkte doch wieder kommen, dann nur mit einem Minihebel von zwei – mehr lässt die Esma bei den ohnedies stark schwankenden Kryptowährungen nämlich nicht zu.