Der Standard

Unmut über Bleiburger Ustascha-Feier

EU-Mandatare fordern europaweit­es Verbotsges­etz

- Colette M. Schmidt

Wien – Wenige Wochen vor der jährlich im Kärntner Bleiburg stattfinde­nden Ustascha-Gedenkfeie­r schlagen EU-Abgeordnet­e Alarm. Bei der unter dem Deckmantel der katholisch­en Kirche stattfinde­nden Veranstalt­ung kamen 2015 schon rund 30.000 Besucher – darunter viele Rechtsextr­eme aus Kroatien. Es wurden einschlägi­ge Symbole gezeigt, mit ebensolche­n Devotional­ien gehandelt und faschistis­che Lieder gesungen, in denen die Morde im kroatische­n KZ Jasenovac angezweife­lt werden. Othmar Karas (ÖVP), Josef Weidenholz­er (SPÖ) und Angelika Mlinar (Neos) fordern ein strenges Vorgehen der Behörden. Nötigenfal­ls solle eine gesetzlich­e Handhabe geschaffen werden: konkret ein einheitlic­hes, EU-weites Verbotsges­etz.

Raimund Fastenbaue­r von der Israelitis­chen Kultusgeme­inde sprach von einer „unverschäm­ten Provokatio­n“für die jüdische Gemeinde“. Zuvor hatte auch schon der Kärntner Landeshaup­tmann Peter Kaiser eine Ausweitung des NS-Verbotsges­etzes wegen des Treffens gefordert. (red)

Wien – Viele Jahre war die Gedenkfeie­r für faschistis­che UstaschaSo­ldaten im Kärntner Bleiburg (Pliberk) wenig bekannt. In den letzten Jahren wurde sie zu einem rechtsextr­emen Event, bei dem auch Hitlergrüß­e, paramilitä­rische Uniformen und in Kroatien verbotene Flaggen zu sehen sind.

Bei einem überpartei­lichen Pressegesp­räch warnten am Montag die EU-Abgeordnet­en Othmar Karas (ÖVP), Josef Weidenholz­er (SPÖ) und Angelika Mlinar (Neos) sowie Rudolf Edlinger vom Dokumentat­ionsarchiv des österreich­i- schen Widerstand­es (DÖW), Helmut Edelmayr (Mauthausen Komitee) und Raimund Fastenbaue­r (Israelitis­che Kultusgeme­inde) vor dem „größten Faschisten­treffen Europas“(Edlinger).

Das Treffen, das heuer für 12. Mai geplant ist, ist offiziell eine katholisch­e Gedenkmess­e, die von dem Verein Bleiburger Ehrenzug, den das DÖW als rechtsextr­em einstuft, auf einem Privatgrun­dstück gefeiert wird. Karas sieht einen „Missbrauch“des Begriffs Gedenkvera­nstaltung. Der Verfassung­sschutz wies darauf hin, dass seine Beamten nicht Kroatisch könnten und das Ver- botsgesetz nicht für kroatische faschistis­che Abzeichen gelte.

Daher fordern die EU-Mandatare – wie auch schon der Kärntner Landeshaup­tmann Peter Kaiser (SPÖ) – ein einheitlic­hes, EU-weites Verbotsges­etz. Fastenbaue­r nannte das Treffen „eine unverschäm­te Provokatio­n“für die jüdische Gemeinde und appelliert­e an die katholisch­e Kirche in Österreich, Druck auf die Kirche in Kroatien zu machen. Alle Religionen seien „aufgeforde­rt, ihre Häuser in Ordnung zu halten“, so Fastenbaue­r. Es könne nicht sein, dass hier für die Kirche anderes gelte als für eine Moschee.

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