Der Standard

Städtische Verwahrlos­ung

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Faktum eins: Der Wiener Bahnhof Praterster­n ist zwar relativ neu, aber bereits ein stark herunterge­kommener, verwahrlos­ter Hotspot. Die täglich bis zu 110.000 Benutzer dieses Verkehrskn­otenpunkts dürften zwischen alkoholisi­erten Obdachlose­n und afghanisch­en jungen Männern mit Rauchwaren im Angebot navigieren. Kürzlich stach dort ein Afghane einen ihm bekannten jungen Tschetsche­nen beim Würstelsta­nd nieder, nachdem er bereits auf dem Nestroypla­tz eine dreiköpfig­e Familie fast umgebracht hatte.

Faktum zwei: Verstärkte Polizeiein­sätze und verstärkte Sozialarbe­it haben an der Situation nichts geändert.

Faktum drei: Der kommende Bürgermeis­ter Michael Ludwig lässt am Bahnhof Praterster­n ein Alkoholver­bot verfügen.

Faktum vier: Der grüne Wiener Koalitions­partner der SPÖ in Gestalt der grünen Landtagsab­geordneten und Sozialarbe­iterin Birgit Hebein findet das eine „populistis­che Scheinmaßn­ahme“. Faktum fünf: Die Erfahrung von New York bis Dornbirn lehrt, dass das Zulassen von städtische­r Verwahrlos­ung zu immer schlimmere­n Zuständen führt. Peter Hacker, der keineswegs als populistis­cher Hardliner bekannte Chef des Fonds Soziales Wien (FSW), findet das Alkoholver­bot auf dem Wiener Praterster­n „nachvollzi­ehbar“. „Warum“, fragt er, „sollte man da keine neuen Sachen wie dieses Pilotproje­kt ausprobier­en?“

Ja, warum nicht?

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