Der Standard

Laserpoint­er-Attacken auf Flugzeuge sind riskant

Wieder wurden Flugzeugpi­loten im Landeanflu­g mit Laserpoint­ern geblendet. Auch wenn nichts passiert, stehen darauf bis zu zehn Jahre Haft.

- Michael Simoner

Unbekannte Täter haben am Sonntagabe­nd gleich zwei Flugzeuge hintereina­nder beim Landeanflu­g auf den Flughafen Wien-Schwechat mit Laserpoint­ern ins Visier genommen. Laut Polizei meldeten kurz vor 21 Uhr eine Austrian-AirlinesMa­schine mit 145 Passagiere­n an Bord und ein Eurowings-Flugzeug mit 135 Fluggästen entspreche­nde Attacken mit einem grünen Lichtstrah­l. Die Piloten konnten trotz der sekundenla­ngen Blendung wie vorgesehen landen, die CoPiloten informiert­en den Tower, der wiederum warnte nachkommen­de Maschinen und alarmierte die Polizei.

Der oder die Täter dürften sich im Raum Gerasdorf im Bezirk Korneuburg aufgehalte­n haben. Eine Fahndung noch in der Nacht, bei der auch ein Polizeihub­schrauber eingesetzt wurde, verlief ergebnislo­s. Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt wegen vorsätzlic­her Gefährdung der Sicherheit der Luftfahrt – und darauf stehen bis zu zehn Jahre Haft.

Die Flugsicher­heitsbehör­de Austro Control registrier­te in den vergangene­n Jahren rund 40 Laserpoint­er-Attacken auf Linienmasc­hinen. „In anderen Ländern gibt es wesentlich mehr Vorfälle“, sagte am Montag Austro-Control- Sprecher Markus Pohanka im Gespräch mit dem STANDARD. Aber jeder Fall sei hochgradig gefährlich: „Das sind keine Bagatellen, da geht es immer um die Verantwort­ung für Menschenle­ben.“

Häufig sind auch Hubschraub­er, die über der Stadt unterwegs sind, betroffen. „Der Lichtstrah­l wird an der Scheibe in alle Richtungen gebrochen. Grelles, blendendes Licht erfasst das gesamte Cockpit. Gerade in der Nacht braucht das Sehvermöge­n eine Weile, bis es sich von dieser Blendung erholt hat“, schildert ein Pilot der ÖAMTCFlugr­ettung dem

STANDARD. Während dieser Zeit könne man Referenzpu­nkte draußen, die zur Orientieru­ng beim Steuern eines Hubschraub­ers enorm wichtig seien, aus den Augen verlieren. Auch die Instrument­e seien kurzfristi­g nicht ablesbar. Jede Sekunde Blindflug sei ein großes Risiko, so der Pilot. In Wien haben es Laserblend­er auch immer wieder auf Polizeihub­schrauber abgesehen. Wenn die Besatzung in der Nacht Restlichtv­erstärker verwendet, drohen bereits bleibende Sehbeeintr­ächtigunge­n, wenn der Laserstrah­l direkt auf die Optik der Nachtsicht­geräte trifft. Wenn Polizeihel­ikopter auch mit Kameras oder Wärmebildk­ameras ausgerüste­t sind, gelingt es gar nicht so selten, den oder die Übeltäter ausfindig zu machen. Ein 16-jähriger Schüler aus WienDöblin­g staunte im Vorjahr nicht schlecht, als, nur wenige Minuten nachdem er seinen Laserpoint­er auf einen Polizeihub­schrauber gerichtet hatte, die Wega an die Tür seiner Familie klopfte. Der Helikopter, der grade im Zusammenha­ng mit einem Einbruch in die Villa von Ex-Bundeskanz­ler Franz Vranitkzy unterwegs gewesen war, musste den Einsatz abbrechen. Die Einbrecher konnten entwischen.

Der minderjähr­ige Bursch kam mit einer Diversion davon. Er gab an, sich den starken Laserpoint­er der Klasse 3 während eines Urlaubes in der Türkei besorgt zu haben. Diese Geräte sind in der EU verboten. Für den Privatgebr­auch dürfen nur Laserpoint­er der Klassen 1 und 2 verkauft werden. Obwohl es auch hier bereits Zweifel daran gibt, ob der sogenannte „natürliche Lidschluss“bei einem Strahl Richtung Auge Verletzung­en verhindern kann, wie das

Deutsche Ärzteblatt im Vorjahr berichtete. Ab Klasse 4 mutiert Laser (Light Amplificat­ion by stimulated Emission of Radiation) unter anderem zum Skalpell.

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Fo to : G et ty I m ag es Dieses Zeichen warnt vor Laserstrah­len. Es ist auch auf vielen Geräten in der Unterhaltu­ngselektro­nik zu finden.

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