Der Standard

Russland liefert Syrien Raketen

Putin und Macron streiten über Legalität des Luftschlag­s

- André Ballin aus Moskau

Russland will Luftabwehr­raketen vom Typ S-300 „Favorit“nach Syrien liefern. Obwohl Außenminis­ter Sergej Lawrow offiziell noch bestreitet, dass die Frage endgültig entschiede­n sei, ist der Beschluss nach Angaben russischer Medien bereits getroffen, und die Lieferung soll in Kürze vollzogen werden. Damit gibt der Kreml seine Antwort auf die US-Luftangrif­fe auf Damaskus Mitte April.

Bisher bestand die syrische Luftabwehr aus zumeist veralteten sowjetisch­en Systemen wie S125, S-200, Buk, Quadrat und Osa. Lediglich die mit Kurzstreck­enraketen bewaffnete­n Panzir-S-1Systeme sind modern. Die S-300 verfügt über eine größere Reichweite und kann mehrere Ziele gleichzeit­ig bekämpfen. Damit dürften Luftschläg­e gegen Staatschef Bashar al-Assad künftig schwierige­r werden.

Syrien hat bereits 2010 versucht, die S-300 zu kaufen. Der damals schon geschlosse­ne Vertrag scheiterte am Veto Israels, Russland nahm dessen Sicherheit­sbedenken schlussend­lich zur Kenntnis und zahlte den bereits erhaltenen Vorschuss an Damaskus zurück. Diesmal sollen die S300-Lieferunge­n kostenlos sein, allerdings handelt es sich dann wohl nicht um neuwertige Waffen.

Der russische Generalsta­b hatte die Lieferung von Luftabwehr­raketen bereits direkt nach dem USLuftschl­ag als Option ins Spiel gebracht. Während die USA den Einsatz mit einer Giftgasatt­acke Assads begründen, beharrt Russland darauf, die Vorwürfe seien gefälscht.

Unklare Haltung Israels

Auch bei einem Telefonges­präch zwischen Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron und Wladimir Putin konnten beide Seiten keine Einigung zu dem Thema erzielen. Während Macron den Einsatz, an dem auch französisc­he Kräfte beteiligt waren, als legitim verteidigt­e, nannte Putin die Operation einen Verstoß gegen das Völkerrech­t.

Unklar ist, wie Israel auf die Stationier­ung reagieren wird. Führende Militärs hatten gewarnt: Solche Systeme seien als potenziell­e Gefahr für Israel zu vernichten.

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