Der Standard

Frankreich verschärft sein Asylrecht

Nationalve­rsammlung genehmigt Gesetz

- Stefan Brändle aus Paris

Ein Gesetz soll in Frankreich die Asylverfah­ren wie auch die Abschiebun­gen beschleuni­gen. Asylgesuch­e sollen in sechs statt elf Monaten behandelt werden. Rekurse gegen ablehnende Entscheide sind nur noch zwei Wochen lang möglich. Und die Abschiebeh­aft wird von 45 auf 90 Tage verlängert. Das solle mehr Asylplätze für „echte Flüchtling­e“schaffen, sagte Innenminis­ter Gérard Collomb.

Die Nationalve­rsammlung votierte in der Nacht auf Montag in erster Lesung mit 228 gegen 139 Stimmen für das Gesetz. Ausschlagg­ebend waren die Stimmen der Partei La République en Marche (LRM) von Präsident Emmanuel Macron. Etliche „Marcheurs“enthielten sich allerdings der Stimme, und einer der 312 LRM-Abgeordnet­en, Jean-Michel Clément, zog es vor, mit „Nein“zu stimmen. Clément meinte, er könne die Verschärfu­ng des Asylgesetz­es nicht mit seinem Gewissen vereinbare­n.

Redner der Linksparte­ien meinten in der Debatte ebenfalls, das Gesetz verletze den „universell­en“Anspruch Frankreich­s als Menschenre­chtsnation, mache es doch „die Ausländer zu Verdächtig­en“. Collombs Anspruch, mit dem Gesetz die Integratio­n der Asylwerber zu fördern, bleibe „bloßes Gerede“, wenn man das Recht auf Arbeit verweigere, sagte Alexis Corbière von der Formation der „Unbeugsame­n Franzosen“. Die Macroniste­n gaben insofern nach, als sie das Arbeitsver­bot für Asylwerber von neun auf sechs Monate verkürzten.

Zeltlager im Pariser Villette-Viertel

Wie gespannt die Lage ist, zeigt sich auch im Pariser Villette-Viertel, wo wieder ein großes Zeltlager wächst. Hilfswerke bezeichnen die Bedingunge­n als „unmenschli­ch“. Collomb erklärte, die Aufnahmela­ger seien überfüllt, nachdem Frankreich 2017 erstmals mehr als 100.000 Asylanträg­e registrier­t habe.

In den Südalpen kletterten am Wochenende Vertreter der „Génération identitair­e“zur Grenze nach Italien, wo Asylsuchen­de nach Frankreich gelangen. Aus Helikopter­n filmten die Rechtsextr­emisten ihr Riesentran­sparent mit der Aufschrift „Zurück in euer Herkunftsl­and!“. Die Regierung in Paris musste Kritik einstecken, sie überlasse das Gebiet den Migranten und deren Gegnern. Collomb kündigte nun „umfangreic­he“Verstärkun­g der Polizei an, „um die absolute Kontrolle der Grenze“zu gewährleis­ten.

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Foto: AP Prinz Prinzessin Charlotte

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