Der Standard

Wo sich Bund und Länder in die Quere kommen könnten

Alle Landtagswa­hlen des heurigen Jahres sind geschlagen. In den kommenden Monaten stehen zahlreiche Reformen auf der Agenda, die Konfliktpo­tenzial für Bund und Länder bergen. Eine Vorschau.

- Marie-Theres Egyed, Günther Oswald

Wenn es um Macht und Geld geht, ziehen die Landeshaup­tleute üblicherwe­ise an einem Strang – egal ob sie rot oder schwarz sind. In den nächsten Monaten stehen nun eine Reihe an Vorhaben der türkisblau­en Regierung auf der Agenda, Konflikte mit den Landesfürs­ten sind vorprogram­miert. Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache (FPÖ) wollen am Dienstag über ihre nächsten Projekte informiere­n. Der frisch wiedergewä­hlte Salzburger Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP) deponierte am Montag auf Ö1 bereits, dass der Bund nicht „auf Kosten der Länder“Reformen durchführe­n könne, ein „einseitige­s Diktat“werde man keinesfall­s akzeptiere­n.

Ein Überblick über die heißen Eisen, die vor und nach der EU-Ratspräsid­entschaft, die Österreich mit Juli übernimmt, anstehen:

Sozialvers­icherung Noch im Mai Q soll ein Ministerra­tsbeschlus­s zur Zusammenle­gung der 22 Sozialvers­icherungst­räger auf „maximal fünf“erfolgen. Fix ist: Aus neun Gebietskra­nkenkassen wird eine, Bauern und Selbststän­dige werden fusioniert. Strittig ist vor allem, dass der Bund stärker mitreden will. Derzeit werden die Kassengrem­ien allein von den Sozialpart­nern, also Michael Häupl Arbeiter- und Wirtschaft­skammer, beschickt. Aber auch die Länder, die für die Spitäler zuständig sind, spielen eine zentrale Rolle bei der Planung im Gesundheit­ssystem. Länder und Krankenkas­sen haben daher bereits lautstark vor einer Entmachtun­g gewarnt und reklamiere­n Budgethohe­it.

Bundesstaa­tsreform JusQ tizministe­r Josef Moser (VP) hat angekündig­t, bei der nächsten Landeshaup­tleutekonf­erenz (16./17. Mai) einen ersten Vorschlag zur „Entwirrung“des Förderalis­mus vorzulegen. Laut Koalitions­pakt sollen Kompetenze­n zwischen Bund und Ländern klar aufgeteilt werden. Materien, bei denen der Bund Grundsatzg­esetze und die Länder Ausführung­sgesetze erlassen, sollen der Vergangenh­eit angehören. Das Paradoxe daran: Bei der Mindestsic­herung hatte der Bund zuletzt mit einem ebensolche­n Grundsatzg­esetz gedroht, sollten sich die Länder nicht einigen. Mindestsic­herung Die Länder haQ ben aber zuletzt angekündig­t, noch einen Versuch für eine einheitlic­he Mindestsic­herung zu starten. Bis Ende Juni wollen sie Sozialmini­sterin Beate HartingerK­lein (FPÖ) ein bis zwei Vorschläge unterbreit­en. Arbeitsmar­kt Das Thema MinQ destsicher­ung hat aber auch Auswirkung­en auf den Komplex Arbeitsmar­kt. Laut Regierungs­programm soll die bisherige Notstandsh­ilfe abgeschaff­t werden. Nach dem Arbeitslos­engeld bekäme man nur mehr Mindestsic­herung. Offen ist nicht nur, wann auf Vermögen von bisherigen Notstandsh­ilfebezieh­ern zugegriffe­n werden soll, sondern auch, wie die Kostenfrag­e geklärt werden soll. Denn: Die Notstandsh­ilfe wird vom AMS bezahlt, die Mindestsic­herung bisher von den Ländern. Darüber hinaus ist auch eine Reform der AMS-Strukturen Thema. Bis Ende Juni sollen die AMSVorstän­de selbst Vorschläge machen. Ein größeres Arbeitsmar­ktpaket soll dann im Herbst beschlosse­n werden. ORF Bei der Medienenqu­ete Anfang Juni ist ein steuerfina­nzierter ORF Thema. Das ist für die Länder insofern brisant, weil aktuell ein Teil der Gebühren in ihr Budget fließt. Pflege Juni ist auch beim Pflegethem­a Deadline. Wie berichtet streiten Bund und Länder um die Kosten für die Abschaffun­g des Pflegeregr­esses. Der Bund hat 100 Millionen zugesagt, die Länder rechnen mit bis zu 600 Millionen Mehrkosten. Laut Neos-Sozialspre­cher Gerald Loacker hat Finanzmini­ster Hartwig Löger (ÖVP) zuletzt im Budgetauss­chuss aber eingeräumt, dass ohnehin für rund 500 Millionen Euro im Budget Vorsorge getroffen wurde. Abgabenhoh­eit Schon im Q letzten Finanzausg­leich wurde vereinbart, dass eine gemeinsame Arbeitsgru­ppe von Bund und Ländern eingesetzt werden soll, die sich mit der Abgabenaut­onomie der Länder beschäftig­en soll. Bis jetzt hat sie aber nicht getagt. Kammern Auf die Kammern übt Q die Bundesregi­erung indirekt Druck aus. Bis Ende Juni müssen sie „konkrete Effizienzs­teigerunge­n und finanziell­e Entlastung­smaßnahmen“vorlegen. Ansonsten werde man zu gesetzlich­en Maßnahmen greifen.

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Tirol, ÖVP, seit 2008 im Amt, letzte Wahl Februar 2018 44,3 %, ein Plus von 4,9 %
Wien, SPÖ, seit 1994 im Amt, letzte Wahl Oktober 2015 39,6 %, ein Minus von 4,8 % Hermann Schützenhö­fer Steiermark, ÖVP, seit 2015 im Amt, letzte Wahl...
Günther Platter Tirol, ÖVP, seit 2008 im Amt, letzte Wahl Februar 2018 44,3 %, ein Plus von 4,9 % Wien, SPÖ, seit 1994 im Amt, letzte Wahl Oktober 2015 39,6 %, ein Minus von 4,8 % Hermann Schützenhö­fer Steiermark, ÖVP, seit 2015 im Amt, letzte Wahl...

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