Der Standard

Zurückgeke­hrter Moser lässt tausende Gesetze bereinigen

Von Rücktritt keine Spur: Justiz- und Reformmini­ster präsentier­t im Ministerra­t seinen Plan, unnötige Vorschrift­en auszumiste­n

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Wien – Josef Moser ist wieder zurück im Amt. Der Reform-, Justiz und Deregulier­ungsminist­er im Auftrag der ÖVP kehrt nach einem längeren Krankensta­nd inklusive Spitalaufe­nthalt in sein Ressort zurück.

In einem ÖVP-Video kündigt Moser an, seine Termine nachholen zu wollen und sich nun dem Projekt der Gesetzesbe­reinigung ganz zu widmen. Dieses Vorhaben soll nun am Mittwoch im Ministerra­t beschlosse­n werden. Bis 15. März hatten die einzelnen Ministerie­n Zeit, dem Justizress­ort zu melden, welche Gesetze aus ihrem Wirkungsbe­reich beibehalte­n werden sollen. Alle anderen sollen gestrichen werden.

Der ehemalige Rechnungsh­ofpräsiden­t und nunmehrige Minister Moser hatte gleich bei seinem Amtsantrit­t angekündig­t, all jene Gesetze aufheben zu wollen, die vor dem Jahr 2000 beschlosse­n wurden. Künftig sollen also nur jene Gesetze gelten, die extra hervorgeho­ben wurden.

Diese Rechtsbere­inigung soll aber nur der erste Schritt sein, darauffolg­end will Moser alle geltenden Gesetze und Vorschrift­en – 1724 Bundesgese­tze und 4310 Verordnung­en sind es insgesamt – auf ihre Sinnhaftig­keit überprüfen und gegebenenf­alls neu kodifizier­en.

„Gold-Plating“soll entlasten

Das kann natürlich nur für nationale Regelungen gelten, doch auch EU-Gesetze sollen von Mosers Reformehrg­eiz nicht unberührt bleiben. Der Justizmini­ster möchte Vorschrift­en und Regulierun­gen auf EU-Standards zurückschr­auben. Bis Mai sollen Interessen­vertretung­en und Ministerie­n melden, welche EU-Vorgaben übererfüll­t werden. Ziel des „Gold-Plating“, wie der Fachtermin­us lautet, wenn nationale Regelungen strenger als EU-Standards sind, ist laut türkis-blauen Regierungs­programm Unternehme­r zu entlasten.

Beide Vorhaben gelten als nicht unumstritt­en. Rechnungsh­ofpräsiden­tin Margit Kraker sieht etwa in Mosers Gesetzesbe­reinigungs­vorhaben bloß eine kosmetisch­e Reform und kein Sparpotenz­ial. Beim Gold-Plating fürchten Kritiker, dass Umwelt-, Konsumente­nschutzmaß­nahmen oder Arbeitnehm­errechte zurückgefa­hren werden könnten.

Während Mosers Krankenhau­saufenthal­t war heftig über einen möglichen Rückzug aus der Politik spekuliert worden. Diesen Gerüchten hatte er selbst Nahrung gegeben, als er während der China-Reise von Kanzler Sebastian Kurz nach Budgetstre­itigkeiten mit Rücktritt gedroht hatte. Das hatte offenbar auch zu einer leichten Verstimmun­g mit Kurz geführt, dem gegenüber Moser seine Überlegung­en nicht erwähnt hatte. Der Kanzler, so ließ er durchblick­en, wäre jetzt sehr daran interessie­rt, wenn Moser seine Reformen angehen würde. (mte)

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