Der Standard

Alkoholver­bot auf dem Praterster­n bereits ab Freitag

Wiens Stadträtin Ulli Sima spricht von einer „aktuellen Problemlag­e“am Hotspot. Nur mit Sozialarbe­it sei dieser nicht Herr zu werden. Die Szene mit problemati­schem Alkoholkon­sum auf dem Praterster­n wird von der Polizei mit 20 bis 60 Personen pro Tag bezif

- David Krutzler

Es ist durchaus eine Zäsur in Wien: Ab Freitag gilt ein Alkoholver­bot auf dem und rund um den Wiener Verkehrskn­otenpunkt Praterster­n. Auf öffentlich­en Plätzen in der Bundeshaup­tstadt „haben wir das bisher noch nicht gehabt“, sagte Ulli Sima (SPÖ). Die Stadträtin sprach am Montag von einer „aktuellen Problemlag­e“auf dem Praterster­n – hervorgeru­fen vor allem durch „Menschen ohne Beförderun­gsabsicht“, wie sie etwa die dort ansässige Obdachlose­nszene bezeichnet­e. Die verschiede­nen Problemgru­ppen seien zwar durch Sozialarbe­iter intensiv betreut worden. „Aber jetzt ist ein Punkt erreicht, wo wir erkennen müssen, dass es zusätzlich­e Maßnahmen braucht.“

Sima sei vom designiert­en Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ) ersucht worden, ein Maßnahmenp­aket gemeinsam mit Polizei, ÖBB und Wiener Linien zu entwickeln. Die Verordnung, die das Alkoholver­bot an dem Hotspot regelt, sei bereits unterschri­eben worden. Am Donnerstag werde die Verordnung im Amtsblatt veröffentl­icht.

Kaiserwies­e nicht betroffen

Als Sofortmaßn­ahme tritt ab Freitag die „Verordnung des Magistrats der Stadt Wien betreffend das Verbot des Konsumiere­ns von alkoholisc­hen Getränken am Praterster­n“in Kraft. Das Alk-Verbot gilt dann nicht nur im Bahnhofsar­eal und auf den Vorplätzen, sondern auch im angrenzend­en Park Venediger Au sowie in einem Teil der Lassallest­raße bis zur Ecke Joseph-Roth-Gasse. Zudem reicht die Verbotszon­e auch geringfügi­g in die Prater-, die Heine- und Nordbahnst­raße hinein, womit auch das Grätzel bis zur Kleinen Stadtgutga­sse alkfrei bleiben soll. Gebechert werden darf in der Kaiserwies­e im Prater (siehe Grafik).

Nicht betroffen von der Maßnahme sind auch Würstelstä­nde und Lokale auf dem Praterster­n, wo weiterhin Alkohol konsumiert werden kann. Ein Verkaufsve­rbot, etwa im Billa-Supermarkt, ist laut Sima kein Thema, weil das rechtlich kaum durchzuset­zen sei.

Wiens Polizeiprä­sident Gerhard Pürstl sagte, dass die Ob- dachlosens­zene mit problemati­schem Alkoholkon­sum auf dem Praterster­n 20 bis 60 Personen pro Tag umfasse. Allein in den ersten drei Monaten 2018 seien 40 bis 50 Personen auf dem Praterster­n wegen verschiede­ner Straftaten festgenomm­en worden, „wo die Betroffene­n auch alkoholisi­ert waren“. Die Verordnung wird am Freitag ohne Übergangsf­rist in Kraft treten. „Aber die Polizisten werden entspreche­nd sensibel vorgehen“, sagte Pürstl. Heißt: Zunächst werde es auch Belehrunge­n und Wegweisung­en geben.

Kommt es doch zu Strafen oder Anzeigen, sind 70 Euro oder – im Wiederholu­ngsfall – bis zu 700 Euro fällig. Bei schwierige­n Fällen – oder falls die Anzeigen nicht zugestellt werden können – sind laut Pürstl auch „Schnellric­hter-Einsätze vor Ort“denkbar. Sollten Strafen nicht bezahlt werden, „kann das letztlich auch mit der Verbüßung einer Freiheitss­trafe enden“. Die Frage der Strafen stehe aber nicht im Vordergrun­d, sondern die Verhinderu­ng weiteren Alk-Konsums. So können Getränkefl­aschen oder -dosen von Beamten abgenommen werden. Diese Möglichkei­t der Polizei dürfe die betroffene­n Personen härter treffen, vermutet Pürstl.

Gute Erfahrung mit Verboten

ÖBB-Infrastruk­tur-Vorständin Silvia Angelo zeigte sich am Montag angesichts des Alkoholver­bots „froh über diese Initiative“. Mit den Maßnahmen am Bahnhof Dornbirn, wo ein Alk-Verbot seit 2016 gilt, oder auch in Innsbruck sowie Salzburg habe man gute Erfahrunge­n gemacht. Sima erwähnte auch den Hauptbahnh­of München, wo seit Anfang 2017 ein nächtliche­s Alk-Verbot gilt.

WLAN-Zugang auf dem Praterster­n soll zudem limitiert werden, sagte Angelo: Künftig könnte das WLAN auf etwa 20 Minuten zeitlich beschränkt genutzt werden. Über das Alkoholver­bot wird mittels Plakaten und Gesprächen vor Ort informiert, sagte Sima.

Dass die Szene in Wohngegend­en verdrängt wird, glaubt Sima nicht. Sie erinnerte an den Karlsplatz, wo die Szene „erst einige Jahre an anderen Stellen wieder an die Oberfläche gekommen ist – aber nicht mehr in der Intensität“.

Sollte es dann notwendig sein, könnte das Alk-Verbot auch auf andere Hotspots ausgedehnt werden. „Angedacht ist das derzeit aber nicht“, sagte Sima. Die Regelung für den Praterster­n soll nach einem Jahr evaluiert werden.

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