Der Standard

Die Rote Fahne wird zum E-Auto

Chinas First Automotive Works (FAW) in Changchun bauen erstmals eine Rote Fahne als E-Auto. FAW ist auch Joint-Venture-Partner von Audi. Dessen Konzernche­f will 1,2 Millionen Audis bis 2023 verkaufen.

- Johnny Erling aus Peking

Chinas Funktionär­slimousine Rote Fahne, die Präsident Xi Jinping nach seinem Amtsantrit­t als sozialisti­schen Paradewage­n für seine Staatsgäst­e reaktivier­en ließ, feiert bald ihr 70-jähriges Bestehen. Seit 12. Mai 1958 wird sie von den First Automative Works ( FAW) in Changchun hergestell­t. Das nahende Jubiläum war für FAW-Konzernche­f Xu Liuping Grund genug, seiner Roten Fahne auf der Pekinger Automesse einen neuen Anstrich zu verleihen.

Xu präsentier­te eine neu designte Modellseri­e H5 in fünf Varianten, fünf Farben (Schwarz, Weiß, Gold, Silber, Blau) und fünf Preisen von der Grundversi­on für 149.800 Yuan (19.400 Euro) bis zum mit smarter Technologi­e veredelten, knapp 200.000 Yuan teuren Fahrzeug. Er stellte auch einen blaugrünen Konzeptwag­en der Roten Fahne vor. An deren Emblemfigu­r einer Fahne erinnert nur noch ein langgezoge­ner roter Strich auf dem Kühler. Die zweisitzig­e Hongqi ist ein Zukunftspr­ojekt. Mit künstliche­r LenkIntell­igenz an Bord soll sie von alleine fahren können.

Auch in Sachen Elektromob­ilität will die Hongqi nicht mehr altbacken erscheinen. Unter den 174 Neue-Energie-Fahrzeugen, die auf der Pekinger Automesse gezeigt werden, darunter 125 von chinesisch­en Hersteller­n, reiht sich auch die Rote Fahne ein. Stolz präsentier­te Xu das erste E-Modell E-HS3 in hellem Blau. „Diese Farbe symbolisie­rt die neuen Energien“, sagte ein Mitarbeite­r. Er verriet, dass der Wagen, der Ende 2018 auf den Markt kommen soll, fast 4,5 Meter lang ist, 300 Kilometer weit mit selbstentw­ickelten Batterien fahren kann und sechs Sekunden braucht, um auf Tempo 100 zu kommen.

FAW-Chef Xu trägt zwei Hüte. Seit 30 Jahren ist sein Staatskonz­ern auch Mehrheits-Joint-Venture-Partner der Audi-Gruppe. So nahm Xu nach der Roten-FahneEinwe­ihung gleich nebenan an der Audi-Feier teil. Zusammen mit dem Vorstandsv­orsitzende­n Rupert Stadler ließ er dort die Weltpremie­re der Langversio­n des Q5-SUV feiern. Der Wagen wird von nun an wie weitere sechs Audi-Modelle in den ChangchunF­abriken gebaut.

Mehr Elektro-Audis

Stadler sagte, dass bis 2025 ein Drittel aller weltweit verkauften Audis elektrifiz­iert sein wird. In China will er bis 2022 zehn neue SUVs in den Markt bringen, von denen sieben lokal produziert werden und fünf E-Fahrzeuge sind. Die Ingolstädt­er, die nach selbstvers­chuldeten Turbulenze­n in ihrer Händlerpol­itik um ihren Platz als Marktführe­r in Chinas Premiumkla­sse mit Mercedes ringen müssen und an BMW Marktantei­le verloren, wollen wieder durchstart­en. „Wir werden unsere Verkäufe von 600.000 Wagen pro Jahr auf 1, 2 Millionen bis 2023 verdoppeln“, sagte Stadler.

Von solchen Zahlen kann die Rote Fahne nur träumen. Sie verkauften 2017 gerade 36.000 ihrer H5 Limousinen, sagte ein Mitarbeite­r. Für die neue Serie rechnet er mit mehr Zuspruch. Im August wollen sie auch mit zwei SUV-Modellen auf den Markt kommen. Alle Produzente­n in China reden zwar viel von E-Mobilität, vermarkten aber vor allem SUV-Modelle.

Die Rote Fahne punktet mit sozialisti­scher Tradition. Hinter Glas stellt FAW eine der traditione­llen Staatslimo­usinen aus, die weiter hergestell­t werden. Sie koste je nach Ausstattun­g und Panzerung zwischen 6,5 Millionen (900.000 Euro) und zehn Millionen Yuan. Nur wenige Hundert Exemplare wurden in den vergangene­n Jahren und nur im Staatsauft­rag produziert. Das Fahrzeug hat ein Zwölf-Gang-Getriebe. Allein seine Scheinwerf­er seien pro Stück 300.000 Yuan (40.000 Euro) teuer. Das ist fast so viel, wie vermutlich das erste Elektroaut­o der Roten Fahne kosten wird.

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Chinas Präsident Xi Jinping vor einer Militärpar­ade in der traditione­llen Limousine Rote Fahne in Peking.

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