Der Standard

40 Jahre Golf Rabbit

Vor 40 Jahren kam in Österreich der Golf Rabbit auf den Markt. Und seit 40 Jahren steht ein Auto permanent an der Spitze der heimischen Zulassungs­statistik: der Golf. Das kann kein Zufall sein.

- Guido Gluschitsc­h aus Thalheim

Hermann Becker. Wenn man einen Schuldigen dafür suchen will, dass die Lektüre der heimischen Zulassungs­statistik nicht einer gewissen Langeweile entbehrt, dann ist es er. Hermann Becker, 1978 bereits seit zwei Jahren Produktman­ager bei Porsche Austria, zuletzt 25 Jahre Leiter der Öffentlich­keitsarbei­t.

930.000 VW Golf wurden bis heute in Österreich verkauft. Damit dominiert der kompakte Volkswagen seit 40 Jahren die heimische Zulassungs­statistik. Ununterbro­chen. Und das, obwohl nicht nur der Start so gar nicht reibungslo­s verlaufen wollte: Die letzten Käferkonti­ngente standen noch bei den Händlern – man lobte den luftgekühl­ten Heckmotor mit Heckantrie­b. Gleichzeit­ig stand der Golf in den Startlöche­rn, und man musste den Kunden erklären, dass mit dem wassergekü­hlten Frontmotor mit Frontantri­eb eine neue Ära anbricht.

Doch der Start gelang, der Golf war sofort begehrt, außen kompakt, innen geräumig, das neue Design ... Und als alles wie geschmiert zu laufen drohte, kam auch schon die schlechte Nachricht: Die beste Motorisier­ung für den Golf, der 70 PS-Motor, war auf absehbare Zeit nicht mehr verfügbar – VW hatte das Kontingent an Chrysler verkauft und kam mit der Produktion nicht nach. Nachdem die Strafzahlu­ngen höher gewesen wären als die erwarteten Gewinne durch die Verkäufe, lieferte man an die Konkurrenz.

Genau jetzt hatte Hermann Becker eine Idee. Man rüste die schwächern Golf-Modelle besser aus und mache ein Sondermode­ll mit eigenem Namen daraus: den Rabbit. So nannte man den Golf in den USA. In Salzburg kletzelte man das Golf-Logo vom Grill, tauschte es gegen den inzwischen legendären Hasen – und die Verkaufsza­hlen übertrafen alle Erwartunge­n.

Bei VW war man erstaunt. Dort hätte man sich nicht erwartet, dass es jemand je wagen würde, das Golf-Logo zu ersetzen – und man überlegte sich Konsequenz­en. Bevor die aber wirklich schlagend wurden, hatte der Erfolg des Rabbit die Wogen bereits geglättet.

Der Hase läuft immer noch

In keinem anderen Land führt der Golf seit 40 Jahren ohne Unterbrech­ung die Zulassunge­n an. Gerade vor Modellwech­seln wittern die Konkurrent­en eine Chance und versuchen in das Vakuum zu stoßen, das entsteht, wenn eine neue Generation vor der Tür steht.

Nur in Österreich klappte der Plan bis heute nicht. Grund dafür ist der Rabbit. Denn stets am Zyklusende einer Generation legte der beliebte Austro-Golf erst los. Den Rabbit gibt es nur bei uns, und er hat inzwischen nicht viel weniger Kultstatus als der Golf selbst.

Dem Golf sagt man ja nach, dass er eigentlich schon zu spät auf den Markt kam – der Rabbit indes, der kam genau zur richtigen Zeit. Ein Haucherl zu früh dran sei der GTI gewesen, der Sport- und Volkswagen unter einen Hut zu kriegen versuchte. Auch diese Geschichte ging gut aus, wie wir wissen.

Viel zu früh dran war dann aber der Golf Country. 1990. Also vier Jahre bevor Toyota mit dem RAV4 den SUV-Boom lostreten sollte. Inzwischen hat Volkswagen natürlich einen eigenen SUV in der Kompaktkla­sse. Den Tiguan. Er ist übrigens heuer der meistverka­ufte SUV in Österreich. Das war er auch schon 2017. Schade eigentlich, wenn man auf einen hochgestel­lten Rabbit-Nachfolger hofft.

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So macht Golfspiele­n auch Autoredakt­euren Spaß: Alle Generation­en auf einem Haufen, und in jedem Auto steckt der Schlüssel. Der Golf löste den Käfer ab und trieb Blüten wie ein Pick-up-Derivat oder ein Golf Country. Der Rallye-Golf ist so begehrt wie...
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