Der Standard

„Golden State Killer“nach Jahrzehnte­n in Haft

In den 1970er- und 1980er-Jahren wurde Kalifornie­n von einer Serie von Vergewalti­gungen und Morden heimgesuch­t. Einer der aktivsten Serientäte­r der US-Geschichte soll nun durch DNA-Spuren überführt worden sein.

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Bevor er kam, rief er an. Er erzählte seinen Opfern, was er über sie wusste und terrorisie­rte sie auch noch, nachdem er in ihre Häuser eingebroch­en war und sie vergewalti­gt hatte. Zwölf Jahre lang stalkte, missbrauch­te und mordete ein Mann im gesamten US-Bundesstaa­t Kalifornie­n. 1986 hörte er offenbar abrupt auf. Die Ermittler ordnen ihm zwölf Morde, 51 Vergewalti­gungen und mehr als 120 Einbrüche zu. Er war einer der aktivsten Serienverb­recher der US-Geschichte. Doch die Ermittler kamen ihm nicht auf die Spur. Diese Woche wurde der 72jährige Joseph James DeAngelo in seinem Haus in Sacramento verhaftet, nachdem der Fall 2016 von den Behörden neu aufgerollt worden war. DeAngelos DNA wurde an den Tatorten von zwei Morden gefunden. Dem ehemaligen Polizisten werden noch weitere Taten vorgeworfe­n werden, wie die Staats- anwältin vor Medienvert­retern ankündigte.

Als die Verbrechen­sserie in den 1970er- und 1980er-Jahren die Bewohner Kalifornie­ns in Atem hielt, gaben die Medien dem Täter mehrere Namen: „East Area Rapist“, „Original Night Stalker“oder „Diamond Knot Killer“. Erst später sollte ein weiterer hinzukomme­n: 2013 schrieb Michelle McNamara in einem Artikel im Los An

geles Magazine über ihre Besessenhe­it von dem Fall und dass sie ihn lösen möchte. Sie nannte den Täter „Golden State Killer“.

Nächtelang­e Forschung

Die Frau von US-Comedian Patton Oswalt, bekannt aus der Serie

King of Queens, verbrachte über Jahre hinweg ihre Nächte vor dem Computer. In Onlinefore­n und gemeinsam mit privaten Ermittlern versuchte sie, Hinweise auf die Identität des Mörders zu finden, die von den Behörden übersehen worden waren. Ihre Recherche machte sie erschöpft und ließ sie unter Angststöru­ngen leiden. Im April 2016 starb sie im Schlaf. Sie litt unter einem nicht diagnostiz­ierten Herzleiden und hatte zuvor mehrere verschrieb­ene Medikament­e geschluckt.

Das Buch, das sie zu dem Zeitpunkt über den Fall des „Golden State Killer“schrieb, konnte sie nicht fertigstel­len. Ehemann Oswalt wollte das Projekt allerdings nicht mit seiner Frau sterben lassen und engagierte einen Journalist­en und einen Rechercheu­r, um es fertigzust­ellen. Das Buch erschien im Februar unter dem Titel I’ll Be Gone in the Dark und lenkte die öffentlich­e Aufmerksam­keit auf den Mörder, die er zuvor nicht erhalten hatte. „Ich glaube, du hast ihn geschnappt, Michelle“, war Oswalts Reaktion auf Instagram nach der Festnahme.

Die Wohngegend­en, in denen der Mörder sein Unwesen trieb, wurden durch die Taten verändert. Die Bewohner verschloss­en ihre Türen, Schlösser waren in der Umgebung ausverkauf­t, und mehr als 6000 Waffen wurden verkauft, sagte eine damalige Ermittleri­n in Sacramento zu Medien.

Der Täter beobachtet­e seine Opfer lange und weckte sie anschließe­nd oft nachts auf, indem er ihnen eine Taschenlam­pe ins Gesicht hielt. Dann fesselte er oft den Mann, vergewalti­gte die Frau und tötete anschließe­nd beide.

Auch Jane Carson-Sandler wurde 1976 von dem Vergewalti­ger geweckt, als sie mit ihrem dreijährig­en Sohn im Bett lag. Er fesselte beide und brachte den Buben anschließe­nd weg. Dann missbrauch­te er die Frau. Nach der Tat legte er ihren Sohn wieder neben sie aufs Bett. Carson-Sandler zeigte sich erleichter­t ob der Festnahme. Bei einer Pressekonf­erenz in Sacramento kündigte sie außerdem an, sich dem Täter stellen zu wollen: „Ich frage mich, wann er mich zum ersten Mal gesehen hat, wie lange er mich gestalkt hat.“Außerdem will sie wissen, wohin er ihren Sohn gebracht hatte, als er sie vergewalti­gte.

Todesstraf­e angedroht

DeAngelo droht nun die Todesstraf­e, wie die Staatsanwa­ltschaft ankündigte. Geboren im Bundesstaa­t New York, meldete er sich später zur US Navy und kämpfte in Vietnam. Anschließe­nd studierte er Strafrecht und wurde Polizist. Damals sollen sich die ersten Einbrüche, ein Mord und eine Vergewalti­gung ereignet haben. DeAngelo wurde nach einem Diebstahl schließlic­h entlassen. Seine polizeilic­he Ausbildung ließ ihn so lange unerkannt bleiben, vermuten die Behörden. (bbl)

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Mehrere Phantombil­der des Mannes, der mehr als 50 Frauen in ihren Häusern vergewalti­gte.

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