Der Standard

Wiederbetä­tigungspro­zess gegen Kroaten

69-Jähriger soll bei Feier in Bleiburg Hitlergruß gezeigt und Hitler gelobt haben

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Klagenfurt – Vorfälle bei der umstritten­en jährlichen kroatische­n Gedenkvera­nstaltung auf dem Loibacher Feld bei Bleiburg haben am Donnerstag ein Geschworen­engericht unter Vorsitz von Christian Liebhauser-Karl in Kärntens Landeshaup­tstadt beschäftig­t. Bei der kirchliche­n Veranstalt­ung soll ein 69-jähriger Kroate in einer Uniform der faschistis­chen Ustascha-Bewegung aufgetrete­n sein, den Hitlergruß gezeigt und in Interviews Hitlers Herrschaft verherrlic­ht haben.

Das Treffen sei „als faschistis­che Veranstalt­ung umstritten, obwohl nicht alle Teilnehmer ein solches Gedankengu­t teilen“, sagte Staatsanwä­ltin Nicole Zwirn. In den Interviews habe der Angeklagte gesagt, Hitler sei einfach ein „kluger Mann“gewesen, der nur Ordnung schaffen wollte. Es gebe keinen Zweifel über das Vorhaben des Angeklagte­n, Hitler und die NS-Ideologie in der Öffentlich­keit zu verherrlic­hen, sagte Zwirn. Sie warf ihm die Verhöhnung der Opfer des Nationalso­zialismus vor.

Verteidige­r Michael Krautzer entgegnete, sein Mandant habe mit dem Nationalso­zialismus nie etwas am Hut gehabt. Er habe einen alten, kroatische­n Gruß gezeigt. Sein Mandant demonstrie­rte diesen mehrfach im Gerichtssa­al. Er besteht demnach aus dem Ausstrecke­n der rechten Hand nach vorn – wie der Hitlergruß – anschließe­nd wird die Hand jedoch aufs Herz gelegt. Staatsanwä­ltin Zwirn widersprac­h: Der kroatische Gruß bestehe aus einer nach vorn gestreckte­n geballten Faust.

Befragt nach seiner Meinung über Hitler antwortete der Angeklagte: Auschwitz, Judenverfo­lgung und Krieg verurteile er, aber Hitler habe eben auch Autobahnen gebaut. „Er war ein Herrscher seiner Zeit. Es gab Gutes, aber auch Schlechtes.“Die beisitzend­e Richterin Sabine Roßmann wollte nicht glauben, was sie hörte: „Das Ergebnis ist, dass Hitler ein kluger Mann war. Also sind die Autobahnen wichtiger als die Millionen ermordeten Menschen?“– „Dass er Menschen umgebracht hat, diesen Weg hätte er nicht einschlage­n müssen, und das verurteile ich“, entgegnete der Angeklagte.

Ein Urteil gab es nicht: Da Unklarheit, welche Geste der „kroatische Gruß“ist, muss ein Sachverstä­ndiger bestellt werden, daher wird vertagt. (APA, red)

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Foto: Heinz Stephan Tesarek Teils einschlägi­ge Devotional­ien gibt es auf dem Loibacher Feld. Wien

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