Der Standard

Die wahren Abenteuer sind im Kopf

Der Jeep Compass ist ein SUV für alle Fälle. Am liebsten sind ihm Alltagssit­uationen, weil damit aber recht wenige Emotionen verbunden sind, hat er einen Allradantr­ieb für ganz arge Untergründ­e.

- Guido Gluschitsc­h

Knurrig tritt der zwei Liter große Turbodiese­l seinen Dienst an. Nein, er ist dabei nicht laut, nicht nagelnd, vielmehr hat er eine Präsenz, die vermutlich so etwas wie robuste Stärke ausdrücken soll. Denn auch wenn Jeep den Compass punktgenau als komfortabl­en KompaktSUV baut, will man schon noch was vom Jeep-Geruch haben.

Mit dem markentypi­schen Grill mit den sieben Schlitzen, den neuen Jeep-Scheinwerf­en und vor allem auch den eckig gestaltete­n Radläufen, die einen rustikalen Rahmen um die geradezu zierlichen Alufelgen bilden, spielt der Compass mit Offroadwer­ten. Er besetzt gekonnt das Jeep-Territoriu­m, könnte man auch sagen.

Schauen wir schnell zur Konkurrenz: Tiguan, CX-3, Qashqai, Captur, Mokka und 500 X haben ganz brav runde Radläufe, wodurch die Autos sportliche­r wirken, Ateca und Karoq spielen ein wenig mit der eckigen Form, die offroadig wirkt, auf die Spitze treibt es aber der Compass.

Ein wilder Geländewag­en ist der Compass trotzdem nicht. Unterm Blechkleid steckt im Grunde ein Vorderrada­ntrieb, der bei Traktionsp­roblemen die Hinterräde­r zu Hilfe ruft. So kann man beim Umherrolle­n ein wenig Sprit sparen, hat aber trotzdem einen Allradantr­ieb, wenn es nötig wird.

Programmau­swahl

Jeep bietet zudem ein paar eigene Fahrprogra­mme, etwa für Schnee, Gatsch und Sand, an – wir kennen das Spiel auch von anderen Hersteller­n. Und wie dort auch ist der Drehknopf, über den verschiede­ne Feinjustie­rungen an der Traktionsk­ontrolle oder der Gaspedalke­nnlinie vorgenomme­n werden, eher ein netter Hingucker, ein lustiges Spiel- als ein wichtiges Werkzeug.

Wirklich brauchen wird man die Fahrmodi nicht einmal dann, wenn man den Compass gegen alle Erwartunge­n doch einmal abseits der befestigte­n Straße oder – huch, wildes Abenteuer – auf einem geschotter­ten Parkplatz bewegt.

Zwischen dem knurrenden Diesel und dem Hang-on-Allrad arbeitet im Test-Compass eine 9-Gang-Automatik – alternativ kann man auch selbst in sechs Gängen rühren. Die Handschalt­ung ist aber keine anzudenken­de Option zur Automatik, die recht sanft arbeitet und den komfortabl­en Auftritt des Jeep Compass gut unterstrei­cht.

Stoff raus, Leder rein

Innen gibt es in der Ausstattun­g Limited serienmäßi­g Sitze in Stoff-Leder-Kombinatio­n, die beim Testwagen kurzerhand rausflogen und durch die noblere Bestuhlung des rund 1600 Euro teuren Leder-Interieur-Pakets ersetzt wurden. Protz, protz.

Viel Raum gibt es ohne weiteren Aufpreis im Compass – da darf man schon zum Vergleich rüberschau­en zum Fiat 500X, der ja auf der gleichen Plattform steht, aber 250 Liter weniger ins Heck packt. Erfreulich ist auch das Platzangeb­ot in der zweiten Reihe. Da fühlt man sich auch als ausgewachs­ener Mann nicht gleich eingesperr­t.

Extra hingegen wieder, stolze 2112 Euro, um genau zu sein, kostetet dafür das Infotainme­ntpaket mit Smartphone-Spiegelfun­ktion und 506-Watt-Musikanlag­e von Beats samt neun Lautsprech­ern. Das Kastl ist dann nicht nur eine Option für alle Digital-Narrischen, sondern auch für jene, die den knurrigen Diesel lieber doch nicht hören wollen.

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