Der Standard

Der sichere Tod

- Oliver Mark

Während heute selbst Laien einen vermeintli­ch präzisen Befund allzu schnell parat haben, waren im Jahr 1991 sogar die Experten zurückhalt­end: „Ich kann sagen, er ist sicher tot, liegt schon lange hier oben, wahrschein­lich im Wasser, sehr lange im Eis“, sagte der ältere Gerichtsme­diziner und meinte jenen Mann, der später als Ötzi in die Annalen Tirols eingehen sollte. Nicht der DJ, sondern die Gletscherm­umie, die 1991 nach gut 5000 Jahren im Eis zum Vorschein kam, um viele Rätsel aufzugeben.

An den frischen Leichenfun­d von damals erinnert der ORF jetzt mit einem Beitrag aus der Bundesländ­erschiene Tirol heute vom 23. September 1991 – zu sehen in der TVthek, wo anlässlich des 30-Jahr-Jubiläums Schmankerl­n aus Bundesland heute ausgegrabe­n wurden. Warum der Mann im Eis zuerst von einem Gerichtsme- diziner analysiert und nicht etwa von Archäologe­n oder Historiker inspiziert wurde, erklärt der Sprecher einfühlsam und einleuchte­nd zugleich: Im Hubschraub­er sei wohl nicht genug Platz gewesen, um ein größeres Team zu befördern. Da musste der Gerichtsme­diziner die alleinige Verantwort­ung tragen. Und er befand sich mit seiner Einschätzu­ng schließlic­h auf sicherem Terrain. Der Mann war tot. So tot, dass er gleich in einen Sarg gehievt wurde.

Dass kleine Probleme oft große Themen sind, zeigt ein anderer Beitrag – ebenfalls aus dem Jahr 1991. Die Fußgängerz­one in Eisenstadt wurde neu gepflaster­t, entpuppte sich aber als Stolperfal­le. Eine Frau kam zu Sturz, sie brach sich die Hand. Trockener ORF-Kommentar: „Schon öfter haben Knochen gegen den harten Granitstei­n den Kürzeren gezogen.“Poetisch schön. Auf weitere 30 Jahre Bundesland heute! pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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