Der Standard

Strafen ist billiger

- Karin Riss

Wie toll war das, damals im Kaffeehaus mit den Freunden statt in der Schule beim Physikunte­rricht! Aber Schulschwä­nzen als romantisch verklärte Erinnerung – darum geht es hier nicht. Was Bildungsmi­nister Heinz Faßmann plant, richtet sich an notorische Schulverwe­igerer. An jene, die jedes Interesse an Schule verloren haben und vielfach auch von ihren Eltern nicht ausreichen­d zum Schulbesuc­h motiviert werden (können).

Bisher galt: Bevor es teuer wird, wird geredet. Ein Fünfstufen­plan sah zunächst ein Gespräch von Eltern, Lehrern und Kind vor, später konnten Schulpsych­ologen hinzugezog­en und allenfalls rechtliche Konsequenz­en angekündig­t werden. Das ist jetzt vorbei. Künftig muss (!) ab dem vierten Fehltag angezeigt werden. Macht dreimal straffreie­s Schwänzen innerhalb von neun Schuljahre­n.

Es ist eine Symbolmaßn­ahme: Betroffen waren im Vorjahr nur 1543 von mehr als 1,1 Millionen Schülern. Das mag auch an der Komplexitä­t des alten Verfahrens liegen. Allerdings: Den Aufwand war es wert! Es sollte relevant sein, was hinter einer Schulpflic­htverletzu­ng steht: Psychische Probleme? Prüfungsan­gst? Mobbing oder Langeweile? Das soll auch künftig im Einzelfall geklärt werden, heißt es, allerdings ohne „bürokratis­che Hürden“– fragt sich nur, mit welchen Schulpsych­ologen und Sozialarbe­itern, für deren Arbeit die Mittel im Budget deutlich gekürzt wurden. Strafen statt unterstütz­en ist natürlich billiger.

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