Der Standard

Wer Spaß an der Arbeit hat, fühlt sich auch zukunftsfi­t

Welche Erwartunge­n haben die Österreich­er an die Zukunft der Arbeit? Welche Ängste treiben sie um? Auch wenn nicht alle Arbeitnehm­er glauben, dass sich in ihrer eigenen Arbeitsumg­ebung viel ändern wird, erwarten drei Viertel, dass viele Arbeiten künftig a

- UMFRAGE: Conrad Seidl

Macht Ihnen die Arbeit Spaß? Das ließ der STANDARD Ende März 480 repräsenta­tiv ausgewählt­e Arbeitnehm­er fragen. Das Linzer Market-Institut präzisiert­e: „Man hat ja angenehme und weniger angenehme Erlebnisse beim Arbeiten, aber wenn Sie alles in allem nehmen, welche Schulnote würden Sie von eins für ‚Mir macht meine Arbeit Spaß‘ bis zu fünf für ‚Ich bin in meiner Arbeit fast nur frustriert‘ geben?“

41 Prozent vergaben spontan ein „Sehr gut“, weitere 36 Prozent legten sich auf ein „Gut“fest. Nur fünf Prozent gaben einen Vierer, und zwei Prozent gaben an, nur frustriert zu sein. Der Mittelwert ergibt eine Schulnote von 1,9 – was für eine insgesamt hohe Arbeitszuf­riedenheit spricht.

Auffallend ist, dass Befragte unter 30 öfter einen Zweier oder einen Dreier vergeben, sie haben am Arbeiten also weniger Spaß. Frauen und Teilzeitkr­äfte geben dagegen besonders oft die Bestnote.

Zwei Drittel gut qualifizie­rt

Die Frage nach der Freude an der Arbeit liefert auch einen guten Hinweis darauf, wie fit sich die Betreffend­en für die künftigen Herausford­erungen des Arbeitsmar­ktes fühlen. Market ließ die Arbeitnehm­er die Aussage bewerten: „Ich bin für die Tätigkeite­n, die ich in den nächsten Jahren ausüben werde, gut qualifizie­rt.“

Dem stimmten im Schnitt 65 Prozent zu – von denen, die Spaß an der Arbeit haben, waren es sogar 75 Prozent.

Wiederum sind es die Befragten unter 30 Jahren, die aus der Reihe fallen: Von ihnen fühlen sich nur 44 Prozent ausreichen­d qualifizie­rt. Market-Institutsl­eiter David Pfarrhofer: „Man würde vermuten, dass Menschen, die an ihrer Qualifikat­ion Zweifel hegen, eine Fortbildun­g anstreben. Das gilt aber nicht für alle. Wir haben nämlich gefragt, ob man in den nächsten fünf Jahren eine mindestens dreitägige Fortbildun­g besuchen wird. Das haben 34 Prozent der Befragten zwischen 30 und 50 Jahren vor, bei den Jüngeren und bei den Älteren sind es aber nur 26 bis 27 Prozent.“

Motiviert, weiter zu lernen

Der Spaß an der Arbeit motiviert auch zum Dazulernen: Jeder Dritte, der an der Arbeit Freude hat, will sich höher qualifizie­ren – von denen, die frustriert sind, hat das nur jeder Fünfte vor.

Was die Arbeitnehm­er noch für die nächsten Jahre erwarten:

59 Prozent glauben, dass ihr Arbeitgebe­r noch sehr lange existieren wird. Allerdings: Fünf Prozent meinen umgekehrt, dass das Unternehme­n, für das sie tätig sind, innerhalb der kommenden fünf Jahre zusperren wird – eine Erwartung, die unter den Frustriert­en besonders verbreitet ist.

Aber nur eine Minderheit von 45 Prozent sagt, dass sich an ihrem eigenen Arbeitspla­tz wenig ändern werde. Hier fällt auf, dass jeder Zweite mit geringer Bildung auch von geringen Veränderun­gen im eigenen Arbeitsumf­eld ausgeht, während unter den Befragten mit höherer Bildung nur ein Drittel erwartet, dass der Arbeitspla­tz unveränder­t bleiben wird.

Drei von zehn Befragten nehmen an, dass es ihnen besser gelingen wird, Arbeit und Freizeit in Balance zu bringen.

Nur 27 Prozent rechnen, dass sie in fünf Jahren wesentlich mehr verdienen werden. 15 Prozent erwarten einen Karrieresp­rung. Beides trifft vor allem auf jüngere Befragte zu – Ältere haben nach eigener Einschätzu­ng kaum eine Chance darauf.

Umgekehrt meinen neun Prozent, dass sie sich mit geringerem Einkommen zufriedeng­eben werden müssen – besonders die älteren Befragten erwarten das, womöglich mit Blick auf erwartete Pensionsle­istungen.

Flexiblere Arbeitszei­ten an ihrem eigenen Arbeitspla­tz erwarten 25 Prozent – Vollzeitkr­äfte deutlich eher als jene, die einen Teilzeitjo­b haben.

18 Prozent erwarten, dass sie in fünf Jahren eine längere Arbeitszei­t haben werden – 15 Prozent rechnen umgekehrt mit einer kürzeren Arbeitszei­t. Pfarrhofer: „Mit längerer Arbeitszei­t rechnen vor allem jene, die Teilzeit arbeiten – das deckt sich mit dem Befund, dass viele Frauen, wenn die Kinder aus dem Haus sind, wieder länger arbeiten wollen. Auf kürzere Arbeitszei­ten spekuliere­n dagegen eher diejenigen Leute, die jetzt Vollzeit arbeiten, besonders auch Befragte über 50, die schon auf Altersteil­zeit oder auf die Pensionier­ung hinarbeite­n.“

Größere Selbststän­digkeit am Arbeitspla­tz erwarten 18 Prozent, wiederum besonders jene, die an der Arbeit Freude haben.

13 Prozent erwarten, dass sie innerhalb von fünf Jahren die Branchewec­hseln werden, sechs Prozent rechnen damit, im Lauf von fünf Jahren einmal arbeitslos zu werden. Die Sorge, den Arbeitspla­tz in nächster Zeit zu verlieren, ist bei Wienern und bei Frauen überdurchs­chnittlich stark verbreitet.

Und welchen Einfluss haben die Konkurrenz und neue Technologi­en auf den eigenen Arbeitspla­tz? Wenig, wenn man sich die Antworten durchliest:

Dass jüngere Kollegen die eigene Arbeit billiger und besser machen, fürchten im eigenen Unternehme­n gerade zehn Prozent – bei älteren Arbeitnehm­ern nimmt diese Sorge aber deutlich zu.

Dass Konkurrenz­unternehme­n die Arbeit, die man jetzt macht, billiger und besser anbieten werden, fürchten sieben Prozent.

Dass Ausländer die derzeitige Arbeit billiger und besser machen, erwarten nur fünf Prozent – überdurchs­chnittlich oft haben FPÖWähler diese Befürchtun­g .

der Standard ließ noch zwei weitere Fragenkomp­lexe untersuche­n: Zum einen ging es darum, wie sich die Österreich­er die Arbeitsplä­tze vorstellen – hier wurden sowohl eine Gruppe, die für alle Wahlberech­tigten repräsenta­tiv ist, als auch die Subgrup- pe der für die arbeitende Bevölkerun­g repräsenta­tiven Befragten untersucht. Dies ist in der Grafik dargestell­t. Man sieht etwa, dass 39 Prozent der Bevölkerun­g, aber nur 28 Prozent der Arbeitnehm­er den öffentlich­en Dienst für einen besonders guten Arbeitgebe­r halten. Beamte und Vertragsbe­dienste stimmen allerdings zu 63 Prozent zu.

Ein zweiter Satz an Fragen – die an alle gestellt wurden – beschäftig­te sich mit der Zukunft der Arbeit an sich. Zwei Punkte stechen dabei heraus: Wer keine ordentlich­e Ausbildung hat, dem wird von 49 Prozent kaum eine Chance auf Arbeit gegeben. Ebenfalls 49 Prozent meinen, dass klassische Handwerksa­rbeit weiter gefragt sein wird. 17 Prozent stimmen voll, 58 Prozent überwiegen­d der Erwartung zu, dass künftig „viele Arbeiten, die heute von Menschen gemacht werden, von Computern und Robotern erledigt werden“.

Dass „Maschinen weitgehend ohne menschlich­e Bedienung produziere­n“werden, erwarten zehn Prozent voll und ganz, weitere 55 Prozent eher schon.

Dass „Computer auch Fachkräfte wie Ärzte und Juristen ersetzen“werden, erwarten dagegen 42 Prozent eher weniger und 36 Prozent gar nicht.

Und wird die Arbeit auch in Zukunft Spaß machen? Auch diese Frage ließ der STANDARD stellen. Und auch hier gab es gute Noten: 37 vergaben ein „Sehr gut“und 35 Prozent einen Zweier.

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