Der Standard

Di Maio schlägt Neuwahlen in Italien vor

Regionalwa­hlsieg für Lega verstärkt politische­s Chaos

- Dominik Straub aus Rom

Dass Massimilia­no Fedriga, Mitglied der Lega und Kandidat des Rechtslage­rs, zum neuen Präsidente­n der nordöstlic­hsten Region Italiens gewählt werden würde, war allgemein erwartet worden. Aber das Ausmaß des Wahlsieges hatte ihn sogar selbst überrascht: „Das ist ein Resultat, das fast undenkbar gewesen ist – wir haben den höchsten Stimmenant­eil unserer Geschichte erzielt.“57 Prozent der Stimmen hat sein Rechtslage­r erreicht, bei einer für italienisc­he Verhältnis­se niedrigen Beteiligun­g von 50 Prozent.

Fedrigas Partei, die fremdenfei­ndliche Lega, hat beim Votum am Sonntag 35 Prozent der Stimmen erhalten, Silvio Berlusconi­s Forza Italia dagegen nur 12 Prozent, die postfaschi­stischen Fratelli d’Italia (FdI) 5,5 Prozent. Der Rest entfiel auf lokale Parteien. Im Vergleich zu den Parlaments­wahlen vom 4. März konnte die Lega in Friaul-Julisch Venetien noch einmal um zehn Prozent zulegen – und ist in dieser Region nun fast dreimal so stark wie die Partei von Ex-Premier Berlusconi.

Fünf-Sterne-Kandidat Alessandro Morgera kam nur auf zwölf Prozent der Stimmen. Im März war das M5S mit knapp 33 Prozent stärkste Einzelpart­ei geworden.

Der Erdrutschs­ieg der Lega hat Auswirkung­en auf die Regierungs­bildung in Rom: Lega-Chef Matteo Salvini twitterte, dass er „bereit“sei, die Regierung zu übernehmen. Und ohne Zweifel ist das Resultat ein Dämpfer für M5S-Spitzenkan­didat Luigi Di Maio, der bisher den Premiersan­spruch erhoben hatte. Dieser wird kaum aufrechtzu­erhalten sein.

Gescheiter­te Doppelstra­tegie

Zunächst hatte Di Maio mit Salvini verhandelt; die Gespräche scheiterte­n aber am Veto gegen Berlusconi. Danach streckte er seine Fühler in Richtung des sozialdemo­kratischen PD aus – doch Ex-PD-Chef Matteo Renzi erteilte einer Regierung am Sonntagabe­nd eine unmissvers­tändliche Absage.

Di Maio erklärte am Montag, dass nur noch Neuwahlen aus der Krise führen könnten. Er forderte Salvini auf, bei Staatspräs­ident Sergio Mattarella gemeinsam mit ihm eine entspreche­nde Forderung zu deponieren. Tatsächlic­h bleibt Mattarella neben Neuwahlen wohl nur noch eine Möglichkei­t: eine Exekutive der nationalen Einheit, in der alle Parteien vertreten wären. Diese stößt aber weder bei der Lega noch bei den Grillini auf Gegenliebe.

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