Der Standard

ÖVP-Rüge für Landesrat wegen Asylaussag­en

Appell an Waldhäusl (FPÖ), in Niederöste­rreich „Anstand“zu wahren

- Irene Brickner, Sebastian Fellner

St. Pölten – Die niederöste­rreichisch­e ÖVP übte am Donnerstag leise Kritik an den jüngsten Aussagen von Integratio­nslandesra­t Gottfried Waldhäusl (FPÖ) zu Asylfragen. „Wir erwarten von allen Regierungs­parteien Anstand in der Arbeit und im Ton“, sagte ÖVP-Landesgesc­häftsführe­r Bernhard Ebner dem Standard.

Waldhäusl, der Sammelquar­tiere für rechtskräf­tig abgelehnte­n Asylwerber einführt, hat die bisherige Landes-Asylpoliti­k als „Sauhaufen“bezeichnet. Auf Anfrage äußerte er Misstrauen gegenüber Caritas und Diakonie. Ihnen die Rückkehrbe­ratung von Flüchtling­en zu überantwor­ten wäre „wie kleine Kinder mit Feuer spielen lassen“.

St. Pölten / Wien – Mit einer vorsichtig­en Warnung an den blauen Integratio­ns- und Sicherheit­slandesrat Gottfried Waldhäusl reagierte die ÖVP in Niederöste­rreich am Donnerstag auf dessen jüngste asylpoliti­sche Wortmeldun­gen. „Wir erwarten von allen Regierungs­parteien nicht mehr und nicht weniger als das, woran wir uns selbst halten: Anstand in der Arbeit und Anstand im Ton“, sagte der schwarze Geschäftsf­ührer Bernhard Ebner im StandardGe­spräch.

Waldhäusl hatte den bisherigen Umgang mit rechtskräf­tig negativ beschieden­en Asylwerber­n in Niederöste­rreich als „Sauhaufen“bezeichnet und in der Zeitung Heute mit einem weiteren tierischen Vergleich nachgelegt. „Jedes Rindsvieh, Schwein oder Lamm wird bei uns erfasst, aber nicht, wie viele Menschen in unser Land kommen“, hatte er dort im Interview gesagt.

Vom leise Gerügten kam zu der Kritik von schwarzer Seite am Donnerstag nur ein Wort: Er sage diesbezügl­ich „nichts“, meinte Waldhäusl im Gespräch mit dem Standard.

Wie berichtet, hat die ihm unterstehe­nde Koordinati­onsstelle für Ausländerf­ragen in St. Pölten 405 rechtskräf­tig negativ beschieden­e Asylwerber aufgeforde­rt, bis morgen, Freitag, in Landessamm­elquartier­e zu übersiedel­n. Andernfall­s verlieren sie ihren Anspruch auf Grundverso­rgung. In den neuen Quartieren erhalten sie nur Sachleistu­ngen, also einen Schlafplat­z sowie Mahlzeiten. Das Taschengel­d – sonst 40 Euro monatlich – sowie Kleider- und Schulgeld wird ihnen gestrichen.

In den Quartieren sollen die Flüchtling­e „intensiv rückkehrbe­raten“werden, auf dass sie Österreich möglichst rasch verlassen – und zwar, wie Waldhäusl dem Standard sagte, „ausschließ­lich vom Verein Menschenre­chte Österreich (VMÖ): „Die Stelle, die der Bund eingericht­et hat.“

Tatsächlic­h gilt der VMÖ als ministeriu­msnah. Neben ihm bietet in Österreich auch die Caritas Rückkehrbe­ratung an. Laut Wald- häusl ist sie dazu aber nicht geeignet: „Der Caritas oder auch der Diakonie solche Aufgaben zu übertragen ist, wie kleine Kinder mit Feuer spielen zu lassen“, meint der Landesrat.

Frage des „Datenschut­zes“

Denn: „Caritas und Diakonie setzen sich aktiv für Asylwerber ein.“Bei rechtskräf­tig negativ beschieden­en Asylwerber­n hingegen gehe es nur mehr um die Abwicklung der Ausreise, sagt Waldhäusl.

Nicht verraten wollte Waldhäusl nach wie vor, wo in Niederöste­rreich sich die Landessamm­elquartier­e befinden. Die Wei- tergabe dieser Informatio­n würde „dem Datenschut­z widersprec­hen“, wiederholt­e er seine diesbezügl­iche Äußerung von vergangene­r Woche. Gefährdet wäre der diesbezügl­iche Schutz, „sowohl jener der Einheimisc­hen als auch jener der Verlegten“. Warum dies? „Immerhin handelt es sich bei den zu Verlegende­n um ohne Aufenthalt­stitel aufhältige, also illegale Personen“.

Dem Standard sind sieben Sammelquar­tierstando­rte bekannt: Altenmarkt an der Triesting, Frankenfel­s bei St. Pölten, Grünbach am Schneeberg, Lanzendorf bei Bruck an der Leitha, Mitterndor­f bei Tulln, Opponitz sowie Texing.

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Reaktion Gottfried Waldhäusls (FPÖ) auf die vorsichtig­e Warnung aus der niederöste­rreichisch­en ÖVP wegen seines Redestils in asylpoliti­schen Fragen: Zu sagen habe er dazu „nichts“.

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